Die zwei Seiten der Zuckerkrankheit - Diabetes Typ 2 gezielt vorbeugen oder zumindest gut im Griff behalten
Muss ich jetzt mein Leben ändern? Darf ich noch Zucker essen? Brauche ich Medikamente?“ – Patienten, die erfahren, dass Sie unter Diabetes Typ 2 leiden, haben viele Fragen. Auch wollen sie wissen, was die Krankheit verursacht hat.
Prävention
Auffällig ist, dass es viele Fehlannahmen über diesen Diabetes-Typ gibt: „Hier muss man zu Beginn sicher kein Insulin spritzen und auch nicht das komplette Leben ändern“, beruhigt Dr. Ulrike Baum von ias PREVENT und mahnt gleichzeitig zur Vorsicht: „Diabetes Typ 2 ist nicht ungefährlich und kann langfristig Schäden an Herz, Nieren und Augen verursachen – dies ist aber mit einer Lebensstilverbesserung zu vermeiden.“ Als Internistin untersucht Dr. Ulrike Baum Führungskräfte bei den Check-ups. "Als Hausärztin sieht man eher die Spätfolgen, die Diabetes anrichtet. Bei meiner Arbeit bei ias PREVENT wiederum besteht die Möglichkeit, sehr früh einzugreifen – bevor sich Diabetes Typ 2 entwickelt hat.“
Eine latente Diabetesneigung kann sich mit einem erhöhten Nüchternblutzucker, erhöhten HOMA-Index, welcher eine Insulinresistenz widerspiegelt und einem erhöhten Insulinspiegel ankündigen. Kommt dann noch familiäre Vorbelastung mit Diabetes hinzu, ist die Gefahr deutlich erhöht, Diabetes Typ 2 zu entwickeln. Dann ist es besonders wichtig frühzeitig gegenzusteuern. „Mit Check-up-Teilnehmern sprechen wir ausführlich über Gesundheitsrisiken wie Diabetes und überlegen konkret, durch welche Maßnahmen wir das Ruder herumreißen können, so dass sich ein manifester Diabetes Typ 2 gar nicht erst einstellt.“ Das geht über individuelle Ernährungsratschläge und Anregungen, wie mehr Bewegung in den Alltag eingebaut werden kann. „Oft ist die Aussicht, chronisch zu erkranken, Warnschuss genug, um den Lebensstil umzustellen. Ich erlebe, dass gerade Check-up-Teilnehmer sehr motiviert sind und es schaffen, sich von eingeschliffenen Angewohnheiten zu verabschieden.“
Die Früherkennung von Diabetes Typ 2 ist deshalb so wichtig, weil schwerwiegende Folgeschäden wie Nierenversagen oder Herz-Kreislauf-Erkrankungen vermieden werden können.
Diagnose mit Folgen
Gut so, denn man sollte Diabetes Typ 2 nicht unterschätzen. Die Folgen wiegen schwer und können buchstäblich an die Nieren gehen. „Der dauerhaft erhöhte Blutzuckerspiegel kann die feinen Blutgefäße in den Nierenkörperchen schädigen – langfristig kommt es zur Niereninsuffizienz, einem chronischen Nierenschaden“, führt Dr. Ulrike Baum aus. „Zudem entwickeln über ein Drittel der Betroffenen Herz-Kreislauf-Erkrankungen wie zum Beispiel Herzinfarkt oder Schlaganfall“.
Doch damit nicht genug: Es drohen Netzhautschädigungen des Auges (ca. 15 Prozent der Menschen mit Typ-2-Diabetes), Depressionen (12,3 Prozent der Erkrankten) oder Nervenschäden. Letztere können Taubheitsgefühl, Kribbeln, Verdauungsprobleme, Herzrhythmusstörungen sowie auch sexuelle Funktionsstörungen verursachen. Ein normales Körpergewicht, gesunde Ernährung und ausreichend Bewegung helfen, das Typ-2-Diabetes-Risiko zu deutlich zu minimieren. Auch regelmäßige Vorsorge ist entscheidend, gerade da sich Diabetes Typ2 häufig symptomfrei entwickelt.
Die häufigsten Fehlannahmen
Falsch! Mit Übergewicht (BMI ab 25) ist das Risiko, an Diabetes Typ 2 zu erkranken, doppelt so hoch wie bei einem Menschen mit Normalgewicht. Bei adipösen Menschen (BMI > 30) verdreifacht sich das Risiko für die Zuckerkrankheit sogar. Nicht alle Menschen mit Übergewicht entwickeln einen Diabetes Typ 2 und umgekehrt sind nicht alle Menschen mit Diabetes Typ 2 übergewichtig.
Falsch! Genau wie bei gesunden Menschen spricht bei einer gesunden Ernährung und einem aktiven Lebensstil nichts gegen einen gelegentlichen Genuss von Süßigkeiten.
Falsch! Gerade körperliche Bewegung hilft Menschen mit Diabetes ihr Körpergewicht zu senken, die Insulinresistenz der Zellen zu verbessern und ihren Blutzucker besser einzustellen. Selbst Typ 1 Diabetiker können Leistungssport betreiben. Einige berühmte Sportler, wie zum Beispiel Gewichtheber Matthias Steiner, haben so bereits eine Goldmedaille gewonnen.
Falsch! Zwei von drei Menschen mit Diabetes sterben an einer Erkrankung des Herzens oder einem Schlaganfall.
Falsch! Für Diabetes Typ 2 sind die Gene, aber auch der Lebensstil verantwortlich. So steigt das Risiko an Diabetes Typ 2 zu erkranken bei Übergewicht und einer kalorienreichen Ernährung. Das muss nicht unbedingt Zucker sein. Auch Fett spielt eine wichtige Rolle. Mangelnde Bewegung ist ein weiterer Faktor, der Diabetes begünstigt.
Falsch! Weder spezielle Diabetiker-Lebensmittel noch Diät-Lebensmittel sind besonders günstig für Menschen mit Diabetes. Für sie gelten die gleichen Regeln einer gesunden Ernährung wie für Menschen ohne Diabetes: wenig Fett (besonders gesättigte und Trans-Fettsäuren), Zucker und Salz in Maßen, viel Getreideprodukte, Gemüse und Früchte.
Falsch! Wichtige Grundnahrungsmittel wie zum Beispiel Kartoffeln, ungeschälter Reis oder Müsli sind sehr kohlenhydratreich. Deshalb scheinen sie auf den ersten Blick nicht für Diabetiker geeignet. Doch diese Nahrungsmittel treiben den Blutzucker nicht so in die Höhe wie zum Beispiel zuckerhaltige Getränke: Denn stärkereiche Produkte erhöhen den Blutzuckerspiegel nur langsam. Stärke besteht aus langkettigen Zuckern, sogenannten Mehrfachzuckern. Der Körper muss sie zunächst in einzelne Traubenzuckerbausteine aufspalten. Dann erst gelangen sie ins Blut. In Vollkornprodukten, Kartoffeln oder Reis sind außerdem viele Ballaststoffe enthalten. Sie wirken zusätzlich ausgleichend auf den Blutzuckerspiegel.
Falsch! Trotzdem empfehlen Experten, dass sich Menschen mit Diabetes gegen Grippe impfen lassen. Denn jede zusätzliche Krankheit kann die Stoffwechsel-Erkrankung schwieriger gestalten.
Falsch! Fakt ist: Menschen mit Typ 2 Diabetes werden immer jünger. Experten schätzen, dass allein in Deutschland 5.000 Kinder und Jugendliche vom "Alterszucker" betroffen sind.
TYP-1-Diabetes ist eine Autoimmunerkrankung und wird durch eine Fehlfunktion des körpereigenen Immunsystems ausgelöst. Dabei zerstören körpereigene Auto-Antikörper die insulinproduzierenden Betazellen in der Bauchspeicheldrüse, was zu einem absoluten Insulinmangel führt. Als Folge kann die Glukose (Zucker) aus dem Blut nicht mehr in die Körperzellen aufgenommen werden und der Blutglukosespiegel steigt an. Symptome sind häufig Müdigkeit, Gewichtsverlust, gesteigerter Durst und hohe Harnmengen.
Bei einem TYP-2-Diabetes liegt die Ursache des erhöhten Blutzuckers nicht in einem Mangel an Insulin, sondern in einer sogenannten Insulinresistenz der Zellen (v.a. Muskulatur, Leber und Fettzellen). Der Blutzucker kann als Energielieferant nicht mehr aufgenommen werden und zirkuliert weiter im Blut. Im Krankheitsverlauf kommt es zu einer zunehmenden Störung der schnellen Insulinsekretion zu den Mahlzeiten, die notwendig ist, um den Blutzucker nach einer Mahlzeit zu normalisieren. Es gibt oftmals keine eindeutigen Warnsymptome.
Dieser Artikel ist in dem ias-Kundenmagazin impulse erschienen, das Sie als ePaper abonnieren können.