Ergonomie
Ergonomie ist die Wissenschaft von der Gestaltung von Arbeitsplätzen, Arbeitsmitteln, Arbeitsumgebungen und Arbeitsabläufen, sodass sie an die körperlichen, geistigen und sozialen Fähigkeiten des Menschen angepasst sind. Ziel ist es, Gesundheit, Sicherheit, Effizienz und Wohlbefinden zu fördern. Dabei werden Kenntnisse aus verschiedenen Disziplinen wie Medizin, Psychologie, Ingenieurwesen und Arbeitswissenschaften kombiniert, um Arbeitsbedingungen zu optimieren.
Relevanz von Ergonomie für die Gestaltung von Arbeitsplätzen
Die ergonomische Gestaltung von Arbeitsplätzen ist entscheidend, um Belastungen für Körper und Psyche der Beschäftigten zu minimieren. Sie trägt dazu bei, dass Arbeitsmittel und -umgebungen an die individuellen Anforderungen der Mitarbeitenden angepasst werden. Dies führt zu einer Reduktion von Ermüdung, Schmerzen und Verletzungen sowie zu einer Steigerung von Produktivität und Zufriedenheit. Insbesondere in Zeiten zunehmender Digitalisierung und Automatisierung gewinnt Ergonomie an Bedeutung, da neue Arbeitsformen oft neue Anforderungen an den Menschen stellen.
Arten der Ergonomie
Ergonomie lässt sich in verschiedene Teilbereiche gliedern, die jeweils unterschiedliche Aspekte der Mensch-Arbeits-Umwelt-Beziehung betrachten:
- Physische Ergonomie: Beschäftigt sich mit der Gestaltung von Arbeitsplätzen und Arbeitsmitteln im Hinblick auf körperliche Belastungen. Dazu gehören Aspekte wie Körperhaltung, Kraftaufwand, Bewegungsabläufe und die Vermeidung von Muskel-Skelett-Erkrankungen.
- Kognitive Ergonomie: Fokussiert auf die mentalen Prozesse des Menschen, wie Wahrnehmung, Informationsverarbeitung, Aufmerksamkeit, Gedächtnis und Entscheidungsfindung. Ziel ist es, Arbeitsabläufe, Steuerungen und Informationssysteme so zu gestalten, dass sie die geistige Leistungsfähigkeit unterstützen und Überforderung oder Fehler vermeiden.
- Organisationale Ergonomie: Bezieht sich auf die Gestaltung von Arbeitsprozessen, Arbeitszeiten, Kommunikation und Teamarbeit. Hier stehen Faktoren wie Schichtplangestaltung, Arbeitsbelastung, Pausenregelungen und die Arbeitsorganisation im Fokus, um Arbeitszufriedenheit und Effizienz zu fördern.
Anwendungsbereiche
Ergonomie findet Anwendung in nahezu allen Bereichen der Arbeitswelt, darunter:
- Büroarbeitsplätze (z. B. Gestaltung von Schreibtischen, Stühlen und Bildschirmarbeitsplätzen)
- Produktions- und Fertigungsstätten (z. B. Maschinenbedienung, Montagearbeitsplätze)
- Transport und Logistik (z. B. Hebehilfen, Fahrzeuggestaltung)
- Gesundheitswesen (z. B. ergonomische Gestaltung von Pflegebetten und medizinischen Geräten)
- Handwerk und Bauwesen (z. B. Werkzeuge, Arbeitspositionen)
- Software- und Interface-Design (z. B. benutzerfreundliche Bedienoberflächen)
Ergonomie in der Praxis: Der Bürostuhl
Ein klassisches Beispiel ist der ergonomisch gestaltete Bürostuhl. Er unterstützt die natürliche Körperhaltung, fördert eine aufrechte Sitzposition und ist individuell anpassbar (Höhe, Neigung, Armlehnen). Dadurch werden Rückenbeschwerden und Verspannungen vermieden, die häufig bei langem Sitzen auftreten. Ergänzt wird dies durch die richtige Anordnung von Bildschirm, Tastatur und Maus, um eine entspannte und effiziente Arbeitsweise zu ermöglichen.
Gefährdungen bei fehlender oder mangelhafter Ergonomie
Fehlende oder unzureichende ergonomische Gestaltung kann zu verschiedenen gesundheitlichen Problemen führen, wie:
- Muskel-Skelett-Erkrankungen (z. B. Rückenschmerzen, Sehnenscheidenentzündungen, Karpaltunnelsyndrom)
- Chronische Ermüdung und Erschöpfung
- Psychische Belastungen durch Stress und Überforderung
- Erhöhtes Unfallrisiko durch ungünstige Arbeitsplatzgestaltung
- Verminderte Leistungsfähigkeit und Motivation
Langfristig können diese Folgen zu Arbeitsausfällen, Berufskrankheiten und hohen Kosten für Unternehmen und Gesellschaft führen.
Sicherheitsstandards in Deutschland
Ergonomische Anforderungen sind im Arbeitsschutzgesetz (ArbSchG) und der Arbeitsstättenverordnung (ArbStättV) festgelegt. Die Technischen Regeln für Arbeitsstätten (ASR), z. B. ASR A1.2 „Raumabmessungen und Bewegungsflächen“ und ASR A4.2 „Bildschirm- und Büroarbeitsplätze“, konkretisieren diese Vorgaben. Zusätzlich definiert die DIN EN ISO 9241 ergonomische Standards für Bildschirmarbeitsplätze. Arbeitgebende müssen Arbeitsplätze so gestalten, dass ergonomische Gefährdungen vermieden werden, und regelmäßig Gefährdungsbeurteilungen sowie Schulungen durchführen.
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