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Arbeiten im Großraumbüro: Fluch oder Segen?

Ein Ort spontaner Kommunikation oder Quell ablenkenden Lärms: Über Nutzen oder Schaden des Großraumbüros scheiden sich die Geister.

Arbeitsmedizin

Mitarbeiter in einem modernen Großraumbüro

Die Wahrheit liegt, wie so oft, irgendwo dazwischen. Vormittags ein separates Zimmer für die Abgeschiedenheit, um in Ruhe individuelle Aufgaben zu erledigen oder zu telefonieren. Nachmittags offenes Zusammensitzen statt Bürotristesse – spontaner Austausch mit den Kollegen, das bringt nicht selten Inspiration und Motivation. Auch die zufällige, informelle Kommunikation wird begünstigt. Vor allem neue Mitarbeiter finden so leichter in die Gemeinschaft und lassen sich mit wenig Aufwand in die vorhandenen Strukturen einbinden. Perspektivisch sorgt dies für eine optimale Bindung an das Team und letztlich auch ans Unternehmen.

Falk Naumann, Leiter Kompetenzfeld Betriebliche Gesundheitsförderung, ias Aktiengesellschaft

Großraumbüros können die Kreativität, die Motivation und den Teamgeist fördern.
 

Falk Naumann

Leiter Kompetenzfeld Betriebliche Gesundheitsförderung und BGM Berater bei der ias Aktiengesellschaft

Ein weiterer Vorteil dieser effizienten und zweckorientierten Büroflächennutzung  ist die Verhinderung leer stehender Räume und damit insgesamt mehr Platz für jeden Mitarbeiter. Mein Fazit: Großraumbüros können die Kreativität, die Motivation und den Teamgeist fördern. Voraussetzung dafür ist jedoch, dass das Unternehmen die beschriebene Rückzugsmöglichkeit bietet – oder die Möglichkeit schafft, dass Mitarbeiter zur Wahrnehmung ruhebedürftiger Aufgaben von zu Hause aus arbeiten können.

Die andere Seite der Medaille

Die Arbeitsbedingungen in einem Großraumbüro können negativ auf den Mitarbeiter einwirken: Er steht unter ständiger Beobachtung, wird Zeuge von Gesprächen anderer Kollegen, leidet unter Durchgangsverkehr und einem erhöhten Lärmpegel. Die physischen Folgen der Belastungen, wie Kopf­ und Rückenschmerzen, Durchblutungsstörungen, Bluthochdruck oder Verdauungsprobleme, kommen schleichend. Aber auch stressbedingte psychische Erkrankungen, wie zum Beispiel Schlafstörungen, sinkende Konzentration, Nervosität oder Burnout, sind nicht selten. 

DIPL.-ING.   TONI BELLMANN

Für Tätigkeiten, die der Konzentration, Produktivität und Kreativität bedürfen, längst nicht mehr zeitgemäß.

Dipl.-Ing. Toni Bellmann

Sicherheitsingenieur bei der ias Aktiengesellschaft

Eine Studie der Harvard University ergab sogar, dass Großraumbüros dazu führen können, dass Kollegen weniger miteinander sprechen und mehr über elektronische Medien kommunizieren. Niedrigere Produktivität und zunehmende Fehleranfälligkeit sind letztlich die Indikatoren, welche die negativen Folgen belegen. Aus Sicht der Arbeitsmedizin, der Sicherheitstechnik und der Betriebswirtschaft ist daher ein Umdenken ratsam. Moderne Unternehmen müssen Großraumbüros deshalb nicht unbedingt vollständig abschaffen – für Tätigkeiten, die der Konzentration, Produktivität und Kreativität bedürfen, sind sie jedoch längst nicht mehr zeitgemäß.
 

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