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Harmloses Schnarchen oder Risikofaktor fürs Herz?

Guter Schlaf ist kostbar – er trägt zur Regeneration bei und beruhigt das gesamte Nervensystem. Wird er gestört, z.B. durch Schnarchen oder gar Atemaussetzer, kann das schwerwiegende Folgen für die Gesundheit haben. Kardiologe Dr. Jochen Hansel macht deutlich, wie drastisch Schlafprobleme auf die Herzgesundheit wirken.

Expert:innen-Beitrag

schlafender Mann

Schlaf ist essentiell

Währen wir schlafen, finden wichtige Regenerations-, Reparatur- und Speicherprozesse im Körper statt. Eine erholsame Nachtruhe ist Grundvoraussetzung für die Leistungsfähigkeit von Körper und Gehirn. Diese ist vielen Menschen jedoch nicht vergönnt. So werden Patienten mit der Diagnose „Schlafstörung“ immer häufiger stationär behandelt. Der Grund dafür: Schlafstörungen wie Schlafapnoe gehen nicht selten mit folgenschweren Krankheitsbildern einher. Regelmäßige Check-ups und Vorsorge-Maßnahmen verhindern akute Notfälle, tragen zu einer verbesserten Schlafqualität bei und schützen das Herz.

 

Schlafapnoe und Bluthochdruck - keine zufällige Kombination

Dr. Jochen Hansel

Leitender Arzt ias PREVENT Stuttgart, Facharzt für Innere Medizin, Schwerpunkt Kardiologie, Zusatzweiterbildung Sportmedizin, Gesundheitsförderung und Prävention, Notfallmedizin und fachgebundene genetische Beratung

Portrait Dr. med. Jochen Hansel

Die obstruktive Schlafapnoe (OSA) beschreibt im Schlaf vorkommende Atemaussetzer, von denen in Deutschland zwei bis vier Millionen Menschen betroffen sind. Die Ursache für das Aussetzen des Atems ist ein Kollaps der oberen Atemwege. Dieser kann mitunter länger als 60 Sekunden anhalten, bevor Betroffene, eingeleitet mit einem lauten Schnarchgeräusch, erst nach Luft ringen und anschließend wieder beginnen, regelmäßig zu atmen. Die nächtliche Weckreaktion ist für den Körper Stress und Risiko zugleich – kann die Schlafapnoe schließlich Bluthochdruck und folglich Herz-Kreislauf-Erkrankungen wie Schlaganfall und Herzinfarkt bedingen.

Stress im Schlaf

Dies hängt mit einem starken Abfall der Sauerstoffkonzentration im Blut und dem Ausschütten von Stresshormonen während der Weckreaktion zusammen. Der Körper reagiert auf den Ausnahmezustand instinktiv mit steigenden Blutdruckwerten und einem hohen Puls. Sinkt der Blutdruck bei nicht betroffenen Menschen nachts normalerweise um 10 bis 15 %, steigt er bei Apnoe-Patient:innen drastisch an. Zudem wird der normale Schlafrhythmus gestört, da Betroffene mehr Leicht- als erholsame Tiefschlafphasen durchlaufen.

Männer sind deutlich häufiger betroffen

Forscherteams stellten zudem fest, dass Männer deutlich häufiger an obstruktiver Schlafapnoe leiden als Frauen. So sind circa 20 % der 40- bis 60-jährigen und bis zu 60 % der 65- bis 70-jährigen Männer von der Schlafstörung betroffen (Quelle: Statistisches Bundesamt). Dies hängt unter anderem mit Risikofaktoren wie dem Alter, aber auch mit dem Konsum von Alkohol und Tabak oder Übergewicht zusammen. Mittels regelmäßiger Check-ups und gegebenenfalls einer engmaschigen medizinischen Versorgung können Betroffene ihrer Schlafapnoe allerdings durchaus entgegenwirken und das Risiko von Folgeerkrankungen minimieren.

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