Der Code des Alterns – Neue Ansätze gegen das Vergessen
Etwa 1,8 Millionen Menschen in Deutschland leben mit einer Demenz – Tendenz steigend. Doch das Risiko ist oft beeinflussbar. Ein gesunder Lebensstil, frühzeitige Erkennung und neue medizinische Ansätze können helfen, das Gedächtnis zu schützen. Sabine Benkowitsch, Fachärztin für Innere Medizin, Gesundheitsförderung und Prävention, erläutert die Hintergründe.
Demenzprävention

Sabine Benkowitsch
Leitende Ärztin ias PREVENT Karlsruhe, Mitglied der Geschäftsleitung, Fachärztin für Innere Medizin, Schwerpunkt Präventivmedizin, Ernährungsmedizin, Hautkrebsscreening, fachgebundene genetische Beratung, Notfallmedizin, hygienebeauftragte Ärztin

Die Vorstellung, im Laufe des zunehmenden Lebens nicht mehr über alle Sinnesqualitäten und mentale Fähigkeiten verfügen zu können und auf fremde Hilfe angewiesen zu sein, ist für viele Menschen ein schrecklicher und ängstlich besetzter Ausblick. Umso mehr liegt das Interesse des Einzelnen darin, dies möglichst zu vermeiden, insbesondere auch dann, wenn Demenzerkrankungen innerhalb der Familie schon aufgetreten und deren Auswirkungen erlebt wurden.
Die mutmachende Botschaft in diesen Erkrankungsbildern ist jedoch, dass nur der geringste Anteil primär genetisch bedingt und damit weniger aufhaltsam wäre (z. B. bei Vorhandensein des Risikogens ApoE4), sondern durch vielfältige Lebensstilfaktoren günstig beeinflusst werden können und Auswirkungen zu einem gewissen Grad auch umkehrbar sein können.
Der Hippocampus als Schaltzentrale des Gedächtnisses
Eine Demenzerkrankung entwickelt sich über viele Jahre und kommt nicht einfach plötzlich. Die bei der Entstehung der Krankheit nachweisbaren Veränderungen können im Gehirn lokalisiert werden. Die spezielle Region, der Hippocampus, unsere autobiographische Gedächtniszentrale, ist tatsächlich in der Lage, neue Gehirn- und Nervenzellen zu bilden und somit auch unsere mentale und kognitive Gesunderhaltung zu fördern. Gefördert und angeregt wird diese Neubildung durch verschiedene Hormone und deren essentielle Cofaktoren. Fehlen diese über einen längeren Zeitraum, dann wird auch die Neubildung dieser Nervenzellen eingeschränkt oder ganz eingestellt abgebaut – und damit verliert der Hippocampus mit der Zeit seine spezifischen Funktionen. Umgekehrt kann auch ein Zuwachs an Nervenzellen bzw. Volumen wieder, z. B. in einer MRT-Untersuchung, nachgewiesen werden.
Was fördert die mentale Gesundheit?
Was braucht es also, um das Gehirn optimal zu versorgen, die Neubildung von Nervenzellen zu fördern und den Abbau der Fähigkeiten wie Neugier, kritischem Denken, psychische Resilienz, Vernunft und der vollständigen Gedächtnisfunktionen zu vermeiden? Vielleicht ist es enttäuschend zu erfahren, dass es nicht „das Medikament“ für die Vermeidung der Erkrankung oder der Behandlung gibt. Die bisherigen medikamentösen Ansätze lindern vor allem Auswirkungen der Erkrankung oder verzögern den Eintritt der Symptome oder das Fortschreiten.
Blue Zones, Depression und hormonelle Einflüsse
Durch die Erforschung der sog. Blue Zones und den Verhaltensweisen der Menschen dort konnten die Faktoren Lebenssinn und gute soziale Interaktionen zusätzlich zu den obengenannten eine Demenzprävention aufzeigen. Gerade Depressionen und eine negative Stressverarbeitung können eng in Verbindung mit der höheren Gefahr einer Demenzentwicklung stehen. Interessanterweise kann auch eine sehr neue Studie einen geschlechtspezifischen Zusammenhang bei Frauen nach den Wechseljahren belegen. Dabei spielt ein erhöhter stressbedingter Cortisolspiegel bei gleichzeitigem Absinken des schützenden Östrogenspiegels eine Rolle in der Entstehung der Amyoid- Plaques*.

Rolle von Nahrungsergänzungsmitteln (NEM)
Das große Feld der Nahrungsergänzungsmittel (NEM) begreift die Demenz und deren Entstehung als eine Mangelerkrankung. Die Nervengesundheit hängt dabei von der optimalen und vor allem ausreichenden Versorgung mit Mikronährstoffen ab. Hier sind NEM zu nennen wie das Vitamin D3, die Omega- 3 Fettsäuren (DHA) und Spurenelemente/Cofaktoren wie Selen, Zink, Jod, Magnesium oder neu bewertet wird das low-dose Lithium* in dieser Hinsicht. Ebenfalls können verschiedene Schadstoffe wie langjährig unterschwellige Schwermetall- oder Giftstoffbelastungen in der Umgebung des Betroffenen vorliegen, die einen erhöhten Bedarf an solchen „neutralisierenden“ oder entzündungshemmenden Substanzen erfordern, um die sogenannte Neuroinflammation (Entzündungsaktivität im Nervengewebe) zu stoppen.
Früherkennung macht den Unterschied
Es wird offensichtlich, dass in der Demenzentstehung viele verschiedene Faktoren eine Rolle spielen können – von der Genetik bis hin zum beeinflussbaren Lebensstil oder Umweltfaktoren. Eine solche Vermeidung von auslösenden Faktoren der Demenz erfordert eine akribische Analyse und Testung, ist aber nichtsdestotrotz möglich. Einer Früherkennung oder gar Prävention der Demenz kommt deshalb eine ganz entscheidende Rolle zu. Die ias PREVENT unterstützt Sie dabei.
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