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Wie lässt sich die Fachkräftelücke im Verkehrsmarkt schließen?

Der Fachkräftemangel im Verkehrsmarkt wird zunehmend größer. Unsere ias-Experten erklären im Interview, wie Unternehmen ihre Arbeitsbedingungen verbessern können, um sowohl ältere als auch junge Talente langfristig zu binden.

Der Fachkräftemangel im Verkehrsbereich ist zuletzt deutlich gestiegen. Dies ergab unter anderem die im Dezember 2024 vom Kompetenzzentrum Fachkräftesicherung (KOFA) und dem Institut der deutschen Wirtschaft (IW) veröffentliche Studie „Fahrer:innen gesucht – Die Fachkräftesituation in Verkehrs- und Logistikberufen“. So fehlten im Zeitraum von Juli 2022 bis Juni 2024 rund 30.000 qualifizierte Arbeitskräfte. Eine Bremse für die angestrebte Mobilitätswende – und eine Herausforderung für Unternehmen. Die ias-Experten Marcus Schnorz, Leiter Branchenmanagement, und Thomas Schneberger, Leiter Key Account Management Verkehrsmarkt, geben Empfehlungen und Impulse für Arbeitgeber:innen. 

Herr Schnorz, Herr Schneberger,wie schätzen Sie die Auswirkungen des demografischen Wandels auf die Verfügbarkeit von Fachkräften in der Verkehrsbranche ein, insbesondere in Hinblick auf die steigende Anzahl an Mitarbeitenden, die in den Ruhestand gehen werden?

Marcus Schnorz: In der Verkehrsbranche ist der Altersdurchschnitt tendenziell hoch wie in vielen anderen Branchen. Dagegen steht das erklärte politische Ziel des VDV (Verband Deutscher Verkehrsunternehmen) der Verdopplung der Fahrgastzahlen im öffentlichen Personenverkehr. Auch im Bereich des Güterverkehrs soll ein Wachstum von 25 Prozent erreicht werden. Angesichts der steigenden Anzahl an ausscheidenden Mitarbeitenden, die mit den Renteneintritt auch ihr wertvolles Wissen mitnehmen, wird es deshalb zunehmend wichtiger, proaktive Maßnahmen von der Einstellung bis zum Renteneintritt zu ergreifen, um die Gesundheit und Leistungsfähigkeit von Mitarbeitenden zu fördern. 

Proaktive Maßnahmen von der Einstellung bis zum Renteneintritt sind wichtig, um die Gesundheit und Leistungsfähigkeit von Mitarbeitenden zu fördern. 

Marcus Schnorz

Leiter Branchenmanagement

Thomas Schneberger: Zusammenfassend lässt sich sagen, dass der demografische Wandel einen tiefgreifenden Einfluss auf die Verfügbarkeit von Fachkräften in der Verkehrsbranche hat. Viele Positionen innerhalb der Branche sind körperlich herausfordernd oder fordern eine hohe psychische Belastbarkeit. Die Alterung der Belegschaft kann dazu führen, dass weniger Mitarbeitende in der Lage sind, diesen Anforderungen gerecht zu werden. Durch gezielte Rekrutierung sowie Ausbildung, die Förderung von Gesundheitsmaßnahmen und die Anpassungen der Arbeitsbedingungen kann dies durchaus gelingen. 

Welche konkreten Maßnahmen empfehlen Sie also somit den Verkehrsunternehmen, um die Arbeitsbedingungen zu verbessern und sowohl ältere als auch jüngere Mitarbeitende langfristig im Unternehmen zu halten?

Marcus Schnorz: Ein guter Arbeits- und Gesundheitsschutz ist die Grundlage für sichere Arbeitsbedingungen und anhaltende Leistungsfähigkeit. Regelmäßige Schulungen von Führungs- sowie Fachkräften und eine kontinuierliche Überprüfung der Sicherheitsstandards sollten selbstverständlich sein, um Gefahren zu minimieren und das Wohlbefinden der Mitarbeitenden zu stärken. Dabei sollte die Betreuung der Unternehmen nicht isoliert betrachtet werden, sondern auch die individuellen Bedürfnisse der Mitarbeitenden betrachten. Zudem ermutigen wir Unternehmen, ihre Mitarbeitenden dazu zu befähigen, eigenverantwortlich für ihre Gesundheit zu sorgen, dies bereits in jungen Jahren und nicht erst, wenn es “zwickt”. Die Bereitstellung von Tools für einen regelmäßigen gesundheitlichen Selbstcheck wie auf “meinias.de” zur Bewertung des persönlichen Wohlbefindens und der Arbeitsbelastung kann hierbei von großem Nutzen sein.

Thomas Schneberger

Die Belastungen auf Schiene und Straße sind hoch. Ein proaktives Management der mentalen Gesundheit ist empfehlenswert. 

Thomas Schneberger

Leiter Key Account Management Verkehrsmarkt

Thomas Schneberger: Verkehrsunternehmen sollten gesundheitliche Risiken frühzeitig angehen. Dazu gehört die Implementierung von Programmen, die die physische und mentale Gesundheit der Mitarbeitenden fördern. Hierbei können regelmäßige Check-ups und Workshops zu Themen wie Stressmanagement, Resilienz und gesunder Ernährung hilfreich sein. Der Fokus auf die mentale Gesundheit ist im Verkehrsmarkt entscheidend. Denn: Die Belastungen auf Schiene und Straße sind oft hoch, daher ist ein proaktives Management der mentalen Gesundheit empfehlenswert. Sensibilisierungsmaßnahmen und Schulungen zu Themen wie Work-Life-Balance und Burnout-Prävention spielen hier eine große Rolle, um die Mitarbeitenden bei der Bewältigung von Stress und Druck zu unterstützen. In diesem Zusammenhang sind auch die Eignungsuntersuchungen vor dem Eintritt ins Unternehmen essenziell, bei denen nicht nur körperliche, sondern auch mentale Fähigkeiten der Bewerber:innen geprüft werden.

Inwiefern spielt die Gesundheitsprävention eine Rolle bei der Bindung von Mitarbeitenden auf dem Verkehrsmarkt - und welche spezifischen Programme bietet die ias-Gruppe an, um die psychische und physische Gesundheit der Mitarbeitenden zu unterstützen?

Marcus Schnorz: Besonders in der Verkehrsbranche gibt es viele Berufsbilder, die hohe körperliche und psychische Belastungen mit sich bringen. Daher ist es umso wichtiger, präventive Maßnahmen zu ergreifen. Wir als ias-Gruppe bieten verschiedene Programme an, um die psychische und physische Gesundheit von Mitarbeitenden zu erhalten. Wir wollen dabei jede:n Mitarbeiter:in individuell abholen und ihm bzw. ihr die Chance geben, sich persönlich um die eigene Gesundheit und Leistungsfähigkeit zu kümmern, geschlechtsspezifisch, lebensphasengerecht, zu jeder Zeit und auf fast jedem Device. Neben den klassischen Angeboten wie das Betriebliche Gesundheitsmanagement (BGM), gehören dazu außerdem Workshops und Seminare an, die sich auf Stressbewältigungstechniken und den Aufbau von Resilienz konzentrieren und vor allem unsere Gesundheitsplattform „meinias“. Neben einem individuellen Gesundheitsselbstcheck (vertraulich), gibt es z.B. Möglichkeiten der Information, Schulung und Unterweisung – kontextbezogen auf Berufsbilder bzw. Branchen/Unternehmen.

Thomas Schneberger: In der Praxis kann das dann so aussehen: 2025 gestalten wir für den DB-Konzern zahlreiche Vorträge, Workshops, Mini-Checkups und -Aktionen zu sehr vielfältigen, teils sehr spezifischen Themen wie z.B. Hautschutz, Herz-Kreislaufbeschwerden, vegetarische und vegane Ernährung, Meal Prep, gendersensible Stressbewältigung oder gesunde Führung. Zusätzlich werden im „Medibus“ jedes Jahr bundesweit und gesellschaftsübergreifend individuelle Präventionsmaßnahmen durch den DB Konzern angeboten. Dieses Jahr unterstützen wir die Mitarbeitenden vor Ort z.B. mit Präventions-Checkups zum Thema Herz-Kreislauferkrankungen. Durch die Kombination solcher Maßnahmen schaffen Unternehmen ein unterstützendes Umfeld, das nicht nur die Gesundheit der Mitarbeitenden fördert, sondern auch deren Bindung an das Unternehmen stärkt. Wir sind überzeugt, dass gesunde Mitarbeitende motivierter sind und eine höhere Leistungsfähigkeit zeigen, was letztendlich auch dem wirtschaftlichen Erfolg des Unternehmens zugutekommt.

*BGF = Betriebliche Gesundheitsförderung 

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