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Impfungen: Selbstschutz und Wirtschaftsfaktor

Impfungen zählen zu den wirksamsten Präventionsmaßnahmen gegen einer Vielzahl übertragbarer Krankheiten. Für Unternehmen lohnt sich diesbezüglich die Zusammenarbeit mit einem Betriebsarzt oder einer Betriebsärztin. ias-Expertin Dr. Luise Wendt erklärt die Vorteile für Arbeitgebende und Mitarbeitende.

Arbeitsschutz

Spätestens seit der Corona-Pandemie ist Impfen ein kontroverses Thema. Dabei gibt es eine ganze Reihe weiterer wichtiger Impfstoffe, die die Geimpften vor schweren bakteriellen sowie Virus-Krankheiten wie unter anderem Tetanus (Wundstarrkrampf), Diphtherie, Keuchhusten, Hirnhautentzündung (Meningokokken-Meningitis), Masern, Mumps, Röteln oder Hepatitis A und B schützen. Zwar gibt es in Deutschland keine Impfpflicht, in vielen Branchen besteht allerdings ein erhöhtes Risiko, Krankheitserreger zu übertragen oder selbst zu erkranken. Aus diesem Grund sind Arbeitgebende laut Arbeitsschutzgesetz (ArbSchG) verpflichtet, Gefährdungen zu minimieren und die Sicherheit sowie den Gesundheitsschutz der Beschäftigten zu gewährleisten - zum Beispiel durch Impfungen. Und auch aus wirtschaftlicher Sicht profitieren Unternehmen von einem aktuellen Impfstatus ihrer Belegschaft: Impfungen reduzieren zum einen das Risiko der Ansteckung und tragen zum anderen folglich zu weniger Ausfallzeiten bei. 

Impfungen reduzieren das Risiko der Ansteckung und tragen folglich zu weniger Ausfallzeiten bei. 

Dr. Luise Wendt, Kompetenzfeldleiterin Arbeitsmedizin bei der ias-Gruppe und ihre Kolleg:innen betreuen und beraten Unternehmen, die gesunde und sichere Arbeitsplätze für ihre Mitarbeitenden schaffen und Präventionsmaßnahmen in Sachen Gesundheitsförderung umsetzen möchten. Zu diesen zählen auch Impfungen. „Unsere Betriebsärzt:innen führen Impfungen durch und beraten Fach- und Führungskräfte diesbezüglich. Welche Impfungen sollten regelmäßig aufgefrischt werden, welche Empfehlungen gibt es für (Geschäfts-)Reisen und, ganz allgemein, wie wirkt ein Impfstoff überhaupt? Wir beantworten Fragen aller Art und versuchen, dem Thema somit das Kontroverse zu nehmen“, erklärt Dr. Wendt.

Und tatsächlich: Aufklärung hilft. Ganz besonders im Falle von Impfungen, die nicht nur dem Individualschutz dienen, sondern ebenso wichtig für den Herdenschutz und schlussendlich für die Ausrottung von Krankheiten sind.

Was steckt hinter dem kleinen „Pieks“ für die Gesundheit?

Grundsätzlich hilft es, zu verstehen: Was ist eine Impfung überhaupt – und was bewirkt sie? Eine Impfung ist eine medizinische Präventivmaßnahme, bei der dem Körper ein Impfstoff verabreicht wird, um eine Immunität gegen eine bestimmte Krankheit zu erzeugen. Allgemein wird zwischen einer aktiven und einer passiven Immunisierung unterschieden. Bei der aktiven Immunisierung wird ein körpereigener Schutz vor Krankheitserregern aufgebaut, indem mittels eines Impfstoffs Krankheitserreger oder Bestandteile von Erregern in den Körper eingebracht werden. Dafür werden entweder Lebendimpfstoffe oder Totimpfstoffe verwendet. Während Lebendimpfstoffe vermehrungsfähige, abgeschwächte Krankheitserreger enthalten, transportieren Totimpfstoffe ganze, inaktivierte und nicht mehr vermehrungsfähige Erreger, Teile von Krankheitserregern oder entgiftete, bakterielle Toxine, die sich nicht im Körper vermehren. Das Immunsystem produziert nach der Aufnahme des jeweiligen Impfstoffs Antikörper und setzt diese als Abwehrstoffe ein. Dies dauert meist bis zu zwei Wochen, ist dafür aber häufig Jahre bis Jahrzehnte lang wirksam. Zugleich bildet das Immunsystem sogenannte „Gedächtniszellen“, die sofort eine Immunreaktion auslösen, sobald der Körper mit dem jeweiligen Erreger in Kontakt kommt. Die meisten gängigen Impfungen wie Grippe, Tetanus oder Hepatitis sind Totimpfstoffe. Prominentes Beispiel für einen Lebendimpfstoff ist die Masern-, Mumps- und Rötelnimpfung.

Bei der passiven Immunisierung wird statt eines Impfstoffs ein bereits fertiger Antikörper verabreicht. Die injizierten Antikörper sind dann im Körper sehr schnell gegen den Erreger wirksam, weshalb diese Form der Immunisierung meist dann eingesetzt wird, wenn die zu impfende Person bereits Kontakt mit einer erkrankten Person hatte. Die passive Immunisierung hält allerdings deutlich kürzer an als eine aktive Immunisierung, da der Körper die injizierten Antikörper abbaut. In der Praxis erfolgt die passive Immunisierung sehr selten, beispielsweise nach einem Hundebiss bei Verdacht auf Tollwut.

Die Zusammenarbeit mit einem Betriebsarzt oder einer Betriebsärztin bietet viele Vorteile. Arbeitgebende kommen ihren gesetzlichen Pflichten nach, während ihre Mitarbeitenden Impfangebote niedrigschwellig wahrnehmen und sich individuell beraten lassen können.

Dr. Luise Wendt

Kompetenzfeldleitung Arbeitsmedizin ias-Gruppe

Impfen im Rahmen des betrieblichen Gesundheitsmanagements

In bestimmten Berufsgruppen besteht ein erhöhtes Infektionsrisiko. Dazu zählen unter anderem medizinische Fachkräfte und Pflegepersonal, Erziehende, Lehrer:innen oder Sozialarbeiter:innen, Tierärzt:innen, Landwirt:innen oder Menschen, die in Laboren tätig sind. Die STIKO (Ständige Impfkommission) empfiehlt für Beschäftigte dieser Branchen daher die regelmäßige Aktualisierung des eigenen Impfstatus. „Typische Impfungen in medizinischen Berufen sind Impfungen gegen Hepatitis A und B oder Grippe, während sich Menschen, die beispielsweise in der beruflichen Kinderbetreuung arbeiten, regelmäßig gegen Masern, Mumps, Röteln, Keuchhusten und Windpocken impfen lassen sollten. Welche Impfungen Arbeitgebende bei welcher beruflichen Infektionsgefahr anbieten müssen, ist Teil der arbeitsmedizinischen Beratung“, erklärt Dr. Wendt und ergänzt: „Die Zusammenarbeit mit einem Betriebsarzt oder einer Betriebsärztin bietet in diesem Fall sowohl Unternehmen als auch der Belegschaft viele Vorteile. Arbeitgebende kommen ihren gesetzlichen Pflichten nach, während ihre Mitarbeitenden Impfangebote niedrigschwellig wahrnehmen und sich individuell beraten lassen können.“ Individuell wird es unter anderem dann, wenn es um Geschäftsreisen geht. Welche Impfung notwendig und sinnvoll ist, hängt vom jeweiligen Reiseziel, dem Gesundheitszustand der reisenden Person und dem persönlichen Infektionsrisiko ab. „Ein typischer Fall für eine persönliche Beratung durch den oder die Betriebsärzt:in“, bestätigt Dr. Wendt. 

Die Impfleistung des (Betriebs-)Arztes oder der (Betriebs-)Ärztin geht dabei allerdings über die Verabreichung einer Injektion hinaus. Der Arzt oder die Ärztin berät im Vorfeld ausführlich zur Notwendigkeit der Impfung – Wirkung sowie Nebenwirkung werden erläutert und es wird natürlich Raum für Fragen der zu impfenden Person eingeräumt. Das letzte Wort hat der Klient. Die ärztliche Rundum-Betreuung aus einer Hand sorgt für Transparenz, schafft Vertrauen und verringert bestenfalls die individuelle Hemmschwelle, Impfangebote wahrzunehmen. Eine Win-win-Situation also – sowohl für Unternehmen als auch für Arbeitnehmende. Und gute Argumente für die regelmäßige Auffrischung des eigenen Impfstatus – ganz ohne Kontroverse und stattdessen mit viel Eigenverantwortung. 

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