Direkt zum Inhalt

Ist Osteoporose weiblich?

Osteoporose zählt weltweit zu den zehn am weitesten verbreiteten Erkrankungen. Dr. Elisabeth Tischer, Expertin für allgemeine Osteoporoseversorgung, informiert über die geschlechtsspezifischen Unterschiede und Präventionsmaßnahmen.

PRÄVENTION

Dr. med. Elisabeth Tischer

Fachärztin für Innere Medizin, Hautkrebsscreening, Expertin für allgemeine Osteoporoseversorgung

Dr. Elisabeth Tischer, Fachärztin für Innere Medizin

Frauen sind häufiger betroffen, Männer kämpfen mit schwereren Folgen

Ein Knochenbruch ist schmerzhaft und schränkt Betroffene im Alltag ein. Meist wird er durch einen Unfall, möglicherweise einen Sturz oder eine Sportverletzung, verursacht. Im Falle von Osteoporose-Patient:innen genügen ein starker Hustenanfall oder das Tragen einer Kiste, um Wirbelbrüche oder sogenannte Spontanfrakturen auszulösen. Was bereits schmerzhaft klingt, stellt für Betroffene ein Risiko mit unangenehmen Folgen wie häufigen Operationen, langen Krankenhausaufenthalten und eingeschränkter Bewegungsfreiheit dar.

Da die Krankheit oftmals unerkannt und unbehandelt bleibt, lässt sich die exakte Anzahl nicht beziffern. So leiden in Deutschland nach Schätzungen etwa 5,2 Millionen Frauen und 1,1 Millionen Männer ab 50 Jahren an der chronischen Erkrankung. Chronische sowie akute Schmerzen und Beeinträchtigungen im Alltag schränken die Lebensqualität von Patient:innen erheblich ein. Zwar sind Frauen, genauer Frauen nach der Menopause, weitaus häufiger betroffen als Männer. Diese sind zum Zeitpunkt ihrer osteoporotischen Fraktur allerdings älter und somit auch fragiler. Daher sind sie schwerwiegenderen Folgen ausgesetzt: 37 Prozent der betroffenen Männer überleben das erste Jahr nach einer Oberschenkelhalsfraktur nicht. Darüber hinaus führen Knochenbrüche im hochbetagten Alter zu einer erheblichen Verkürzung der Lebenszeit und einem dauerhaften Verlust an Autonomie, was eine deutliche Einschränkung der Lebensqualität zur Folge hat.

Osteoporose, auch als Knochenschwund bezeichnet, ist eine chronische Erkrankung des Skelettsystems, bei der es zu einem Ungleichgewicht zwischen Knochenaufbau und -abbau kommt. Bereits ab dem 35. Lebensjahr beginnt der natürliche Rückgang an Knochenbälkchen (kleine, knöcherne Strukturen, die das Knochengewebe bilden) und ihrer mineralischen Substanz. Mit zunehmendem Alter nehmen die Zahl und Dicke dieser Knochenbälkchen ab, was zu einer verminderten Knochenfestigkeit und Belastbarkeit führt.

Genetische Veranlagung, chronische Erkrankungen, Medikamente, hormonelle Veränderungen, aber auch Bewegungseinschränkung und -mangel sowie ein ungesunder Lebensstil können das Risiko einer Osteoporose-Erkrankung deutlich erhöhen.
AdobeStock/crevis

Ursachen und Risikofaktoren: Wie kommt es zum chronischen Knochenschwund?

Mit zunehmendem Alter baut sich pro Jahr etwa 0,5 bis 1 Prozent an Knochenmasse ab. Bei Osteoporose-Betroffenen sind es hingegen bis zu 6 Prozent. Die Ursache kann eine Veränderung des Knochenstoffwechsels sein. Dieser sorgt für einen stetigen Prozess des Auf-, Um- und Abbauens der Knochen des gesamten Skeletts. Mediziner:innen sprechen in diesem Fall von einer primären Osteoporose. Die sekundäre Osteoporose hingegen ist eine Folge- oder Zweiterkrankung. An dieser Form leiden zwar nur etwa 5 Prozent der Betroffenen, sie verursacht allerdings etwa ein Fünftel aller osteoporosebedingten Knochenbrüche. Mehr als zwei Drittel der Männer weisen eine sekundäre Osteoporose auf, wohingegen Frauen deutlich häufiger eine primäre Form der Erkrankung entwickeln.

Osteoporose bei Frauen

Der größte Risikofaktor für Osteoporose ist das Alter, da es mit einem Abbau der Knochendichte einhergeht. Dieser hängt auch mit hormonellen Veränderungen zusammen, weshalb Frauen nach den Wechseljahren besonders betroffen sind. In dieser Zeit nimmt der Östrogenspiegel im Körper rapide ab. Grundsätzlich weisen Frauen ein höheres Risiko für Osteoporose auf, da ihre Knochendichte im Allgemeinen geringer ist als bei Männern, deren Knochenstruktur sie etwas begünstigt.

Großteil der Knochendichte bestimmt die Genetik

Laut wissenschaftlichen Erkenntnissen ist die Knochendichte zu einem großen Teil, etwa 60 bis 70 Prozent, genetisch determiniert. Darüber hinaus stellt die individuelle Veranlagung einen wesentlichen Risikofaktor für Osteoporose dar. Die verbleibenden 30 bis 40 Prozent der Knochendichte können jedoch durch geeignete Maßnahmen beeinflusst werden, was es zu nutzen gilt.

Neben dem Alter, Geschlecht und der Genetik gibt es weitere Risikofaktoren:

  • Medikamente (Krebsmedikamente, dauerhafte Einnahme von Kortison und Magensäureblockern)
  • Vorerkrankungen (Diabetes, Dialysepflichtigkeit, Anorexie, rheumatoide Arthritis, Schilddrüsenüberfunktion, neurologische Erkrankungen wie z.B. Alzheimer-Demenz oder Parkinson-Erkrankung)
  • Lebensstil (Nikotin, übermäßiger Alkoholkonsum, Fehlernährung)
  • Untergewicht
  • Calcium- und Vitamin-D-Mangel
  • Bewegungseinschränkung und -mangel

Bei Frauen sind es zudem:

  • Östrogenmangel
  • Frühe Menopause
  • Entfernung der Eierstöcke

Leistungen zum Thema Osteoporose

Das Health Coaching fördert den Aufbau gesunder Verhaltensweisen und den Erhalt Ihrer Leistungsfähigkeit. Grundlage eines jeden Health Coachings ist das Ergebnis Ihres persönlichen Check-up. Darüber hinaus bietet der OsteoTest eine Möglichkeit zur frühzeitigen Erkennung von Osteoporose, um damit verbundene Knochenbrüche zu verhindern und den Verlauf einer etwaigen Therapie zu überwachen.

Wissenschaftlich erprobte Trainingskonzepte, die sich als hilfreich erweisen, umfassen Anleitung, kontinuierliche Leistungssteigerung, Individualisierung und Variation. Entscheidend ist dabei, dass eine fachliche Betreuung des Trainings die Frakturrate etwa halbiert, im Vergleich zum Selbsttraining.
AdobeStock/wildworx

Starke Knochen mit Muskeltraining

Obwohl nicht alle Risikofaktoren für Osteoporose vermieden werden können, gibt es wichtige Ansätze zur Prävention. Muskeltraining ist für die Behandlung von Osteoporose entscheidend, da die Belastung durch Muskelaktivität die Knochen stärkt.

Vibrationstrainings können das Sturzrisiko und damit die Frakturrate senken. Dabei wird die Knie- und Hüftmuskulatur durch Muskelkontraktion gestärkt, was zu einer verbesserten Standfestigkeit führt. Zudem werden die Rezeptoren in den Gelenkkapseln aktiviert. Das Ergebnis sind weniger Stürze und Knochenbrüche.

Studien haben gezeigt, dass High-Intensity-Resistance Training bei Männern zu einer signifikanten Erhöhung der Knochendichte führt. Obwohl die Ergebnisse bei (postmenopausalen) Frauen keine statistische Signifikanz erreichten, deuten sie darauf hin, dass High-Intensity-Resistance Training die Stabilität des Oberschenkelhalses und die funktionale Leistungsfähigkeit verbessern kann.

Bewegung ist die beste Möglichkeit zur Prävention von Osteoporose, da Knochen einem permanenten Auf- und Abbau unterliegen. Eine vermehrte Belastung führt dabei zu einem Zuwachs an Knochenmasse. Die Versorgung der Knochen mit den richtigen Nährstoffen ist ein weiterer wichtiger Faktor.

Ernährung bei Osteoporose

Der Körper benötigt im Prinzip ausreichend Eiweiß, genauso wie Calcium und Phosphat, die allesamt Bausteine des Knochens sind. Eiweißgebundenes Calcium wird am besten vom Körper aufgenommen. Daher braucht es unbedingt einen ausreichend hohen Vitamin-D-Spiegel (z.B. in fettem Fisch), um die Calciumaufnahme zu unterstützen. Um die Knochengesundheit zu fördern, sollte der exzessive Konsum von Zucker und gesättigten Fetten vermieden werden. Zudem kann ein dauerhaft hoher Verzehr stark phosphathaltiger Lebensmittel wie Fertiggerichte, Cola und verarbeitete Fleischprodukte sowie von Natriumchlorid (Salz), Oxalat (z.B. in Spinat und Rhabarber) und Phytin (z.B. in roher Kleie) die Knochendichte beeinträchtigen.

Deutliche Einschränkungen der Ernährung oder einseitige Kost sollten vermieden werden, insbesondere bei Frauen nach der Menopause und jenen mit bereits verminderter Knochendichte, da Untergewicht ein erhebliches Risiko darstellt, (leichtes) Übergewicht hingegen nicht.

Prävention und Therapie: Knochengesundheit im Fokus

Um einer Osteoporose-Erkrankung vorzubeugen, lohnt sich ein genauerer Blick auf die eigene Lebensführung!

ias PREVENT/Checkliste Osteoporose-Prävention

Im Falle eines ersten Verdachts oder einer familiären Veranlagung für Osteoporose sollten Sie frühzeitig aktiv werden und ärztlichen Rat hinzuziehen.

Eine frühzeitige Diagnose und anschließende Therapie können dazu beitragen, die Lebensqualität zu erhalten. Die Prophylaxe und Basistherapie bestehen aus verschiedenen Bausteinen wie der Einnahme von Kalzium, Vitamin D und Medikamenten sowie einer Umstellung der Ernährung. Diese Behandlungsmaßnahmen bremsen den Knochenschwund und fördern den Aufbau der Knochen, was deren Stabilität verbessert. Entscheidend sind hierbei die Früherkennung und die Kontinuität der Basis- und spezifisch-medikamentösen Therapie, da sich die chronische Erkrankung Osteoporose sonst oft schleichend und unbemerkt verschlimmern kann.

Abschließend lässt sich die Frage, ob Osteoporose weiblich ist, verneinen. Zwar besteht für Frauen, insbesondere nach der Menopause, ein erhöhtes Risiko, an chronischem Knochenschwund zu erkranken. Jedoch sind über die Hälfte der Patient:innen mit sekundärer, durch eine andere Erkrankung ausgelöster Osteoporose Männer. Haben Männer aufgrund ihrer Erkrankung bereits Knochenbrüche erlitten, steigt das Risiko für weitere Brüche außerdem um das 3,5fache, während das Risiko bei Frauen um das Doppelte ansteigt. Darüber hinaus sind die grundlegenden Risikofaktoren für beide Geschlechter ähnlich. Entscheidend ist, dass Früherkennung und gezielte Prävention das Erkrankungsrisiko sowohl für Männer als auch für Frauen senken können – und das ganz geschlechterunspezifisch.

Diesen Artikel teilen

Weitere Beiträge zum Thema Prävention