Direkt zum Inhalt

Worauf Mann achten sollte

Im Rahmen der personalisierten Präventivmedizin gilt es auf die geschlechtsspezifischen Unterschiede bei Erkrankungen zu achten. Welche Rolle Testosteron und der PSA-Wert dabei einnehmen, erklärt ias PREVENT-Arzt Dr. Herbert Sterzik.

Männergesundheit

Mit-50iger Mann mit Brille, graues Haar

Testosteron

Dr. Herbert Sterzik

Leitender Arzt ias PREVENT GmbH Frankfurt am Main, Facharzt für Innere
Medizin/Sportmedizin, hat eine Zusatzausbildung zum Männermediziner

Portrait Dr. Herbert Sterzik, leitender Arzt ias PREVENT

Das Sexualhormon Testosteron ist für die männliche Entwicklung, generell für einen gesunden Organismus, wichtig und spielt ein zentrales Thema in der geschlechtsspezifischen Medizin. Bei Männern wird das Testosteron im Hoden produziert, bei Frauen (wenn auch in deutlich geringerer Menge), insbesondere in der Nebennierenrinde.

Ab dem ca. 40. Lebensjahr sinkt der Testosteronspiegel jedoch um ca. 0,5-2 % jährlich. Je nach Ausgangslage führt dieses aber nicht zwingend zu einem Defizit. Wahre Testosteronfresser sind u.a. Alkohol, Stress und Schlafmangel. 

Die Folgen eines überdurchschnittlichen Testosteron-Verlustes reichen von Lustlosigkeit, Stimmungsschwankungen, weichem Hautbild, Gewichtszunahme bis zu einer depressiven Symptomatik.

Stress fördert u.a. den Cortisol Anstieg, weshalb der Testosteronwert auch einen guten Einblick in die aktuelle Stressbelastung gibt.

Dr. Herbert Sterzik

Haferflocken zum Frühstück kurbeln die Testosteronproduktion an
Sport und Ernährung: Kraft- und Ausdauertraining, aber auch Haferflocken zum Frühstück kurbeln die Testosteronproduktion an.
AdobeStock/SeaWave

Testosteronspiegel um bis zu 40% ankurbeln

Insbesondere durch Krafttraining und einer Reduktion des Bauchfettes - hier sitzen die Aromatasen, die das Testosteron in Östrogen umwandeln, kann der körpereigene Testosteronspiegel bis 40 % gesteigert werden. Das gilt für Männer genauso wie für Frauen.

Mehr Testosteron bedeutet mehr Muskelmasse, der Grundumsatz steigt, es werden mehr Kalorien verbrannt. Das Körpergewicht wird im Idealfall entsprechend reduziert. Auch eine gesunde Ernährung kann sich testosteronfördernd auswirken. Hafer (Avenacoside), viel frisches Obst und Gemüse, Nüsse und Meeres-Fisch, wirken sich positiv aus.

Bei den Check-ups werden als Zusatzleistung auf Nachfrage der Testosteronspiegel bei Männern, aber auch bei Frauen bestimmt.

PSA Wert

Neben der Bestimmung des Testosteronspiegels bietet sich auch die Bestimmung des PSA Wertes (prostataspezifisches Antigen) bei Männern an. PSA wird von dem Drüsenepithel der Prostata produziert, es ist spezifisch für die Prostata und ist bei entsprechenden Erkrankungen (Entzündung, einer vergrößerten Prostata (BPH) oder aber auch eine Tumorerkrankung), fast immer erhöht.

Rund 15-20 % der Männer erhalten im Laufe ihres Lebens die Diagnose Prostata-Karzinom (Prostatakrebs) - damit ist der bösartige Tumor der Prostata die häufigste Krebserkrankung bei den Männern. Je höher der PSA Wert ist, umso höher ist die Wahrscheinlichkeit, dass auch eine Erkrankung vorliegt, wobei man zwischen Veränderungen im Rahmen einer z.B. physiologischen Prostatavergrößerung, einer Prostataentzündung oder auch einer Tumorerkrankung unterscheiden muss. Eine Kombination aus digitaler Untersuchung, Ultraschall, gegebenenfalls auch MRT-Untersuchung mit Biopsie, kann hier Klarheit bringen.

Darmkrebs

Männern wird i.d.R. ab dem 50. Lebensjahr eine Darmspiegelung empfohlen, Frauen hingegen erst fünf Jahre später. Die statistische Wahrscheinlichkeit, an Darmkrebs zu erkranken, ist bei einem 50-jährigen Mann höher als bei einer gleichaltrigen Frau. Gründe dafür könnten im Lebensstil liegen. Im Vergleich zum weiblichen Geschlecht, ernähren sich Männer häufig ungesünder, trinken mehr Alkohol, rauchen häufiger und sind Diabetiker. Wahrscheinlich spielen auch weibliche Hormone als unterschätzter Schutzfaktor eine zentrale Rolle. Hier gilt es weitere Untersuchungen und Studien abzuwarten, um die fast doppelte so häufige Zahl an Darmkrebsdiagnosen bei Männern zu erklären.

Hier gilt es Vorsorgemaßnahmen und Früherkennungsmaßnahmen, wie den iFOB-Test, zu nutzen. Im Gesundheits-Check-up der ias PREVENT ist diese Art der Darmkrebsvorsorge Bestandteil der Laboruntersuchungen.

Obwohl Darmkrebs die zweithäufigste Krebserkrankung in Deutschland ist und gleichzeitig die höchsten Heilungschancen bei Früherkennung hat, nehmen nur etwa 20 % der Bevölkerung das Angebot der Darmkrebsvorsorge wahr. 

Angebote zur Krebsfrüherkennung bei Männern und Frauen auf einen >> Blick.

Geschlechtsspezifische Unterschiede bei Erkrankungen

Darüber hinaus gilt es, auch auf die geschlechtsspezifischen Unterschiede bei Erkrankungen zu achten. Männer werden z.B. früher Diabetiker und haben höhere Blutdruckwerte. Frauen sind insbesondere bis zur Menopause durch das Vorhandensein von Östrogenen (niedrigere LDL Spiegel, vermehrte Elastizität der Gefäße durch Stickstofffreisetzung, Hemmung der Osteoklasten= Verhinderung von Osteoporose etc.) initial mehr geschützt, dieses Bild ändert sich aber nach Eintritt der Wechseljahre.

Auch zeigen Männer bei Infektionskrankheiten (z.B. auch COVID-19) im Durchschnitt deutlich schwerere Verläufe als Frauen. Männer werden doppelt so häufig intensivmedizinisch behandelt. Dieses liegt an den geschlechtsspezifischen Unterschieden. Der weibliche XX-Chromosomensatz lokalisiert ca. 1.000 Gene zur Immunabwehr, der männliche XY-Chromosomensatz hingegen nur etwa 100. Diese ungleiche Verteilung der Gene für die Immunabwehr, führt z.B. auch bei überschießender Immunabwehr zum häufigeren Auftreten von sogenannten Autoimmunerkrankungen wie Hashimoto-Thyreoiditis oder rheumatoide Arthritis bei Frauen.

Diesen Artikel teilen

Lesen Sie mehr zu diesem Thema