Risikofaktor Rauchen - Männer vs. Frauen
Rauchen hat viele gesundheitliche Nachteile und ist das größte vermeidbare Risiko. Dennoch raucht 1/4 der Bevölkerung. Dr. Jochen Hansel erklärt, wieso eine Zigarette am Tag reicht, um die Gesundheit nachhaltig zu schädigen.
Dr. Jochen Hansel
Facharzt für Innere Medizin, Kardiologie, Sportmedizin, Leitender Arzt ias PREVENT GmbH Stuttgart
Krebserkrankungen sowie Erkrankungen des Herz-Kreislauf-Systems sind eindeutig auf das gefährliche Laster der Nikotinsucht zurückzuführen. Belegt ist, dass Raucher:innen deutlich häufiger einen Schlaganfall oder Herzinfarkt erleiden, als die nicht rauchende Bevölkerung. Für Frauen ist das Risiko sogar nochmals höher als bei Männern (siehe Grafik). Dennoch greifen etwa 1/4 aller Deutschen zur Zigarette (Quelle: Statista 2022).
„Es genügen schon eine oder zwei Zigaretten am Tag, um die Innenbeschichtung der Gefäße, das sogenannte Endothel, nachhaltig zu schädigen“, betont Dr. Jochen Hansel und fügt an: „In den Check-up-Untersuchungen sehen wir bei rauchenden Menschen häufig in der Ultraschalluntersuchung der Gefäße, Veränderungen der Gefäßwände im Sinne einer Atherosklerose. Dabei kommt es zu gefährlichen Einlagerungen an den Innenwänden der arteriellen Blutgefäße, also z.B. der Schlagader.
Wird der Prozess der Ablagerungen nicht frühzeitig genug gestoppt, z.B. durch den sofortigen Rauch-Stopp, durch die gezielte Anpassung der Ernährung und der Implementierung von körperlicher Aktivität, verstopfen die Blutgefäße im Laufe der Zeit zunehmend. Die Folge sind Schlaganfall und Herzinfarkt“, erklärt er weiter. Damit solch eine Umstellung erfolgreich und dauerhaft funktionieren kann, braucht es maßgeblich den Willen des/r Klient:in. Begleitende Unterstützung können Health Coaches und die Möglichkeit des Systemischen Coachings sein, um alte Verhaltensmuster aufzubrechen und neue Routinen zu erlernen.
Ist weniger Rauchen weniger schädlich?
Nein, sagt Dr. Hansel. „Es ist keine wirklich gute Idee, nur eine kleine Anzahl an Zigaretten am Tag zu rauchen. Die Gefäße leiden auch hier immens.“ Nikotin zeigt sich zudem sofort in seiner Wirkung mit Blick auf die Elastizität der Gefäße, was die Pulswellenanalyse deutlich zeigt. Steife Gefäßwände können dem Blutdruck nicht nachgeben und die Energie der vom Herzen kommenden Pulswelle nicht absorbieren. Die Folge: Die Geschwindigkeit, mit der das Blut vom Herzen durch die Arterien im gesamten Körper gepumpt wird, steigt. „Je starrer die Gefäßwand und je schneller die Pulswelle, desto höher das Risiko für Herzinfarkte, Schlaganfälle und Nierenschäden“, erklärt Kollegin Dr. Flügel.
Auch E-Zigaretten können in ihrer Schädlichkeit noch nicht abschließend beurteilt werden. Aktuell werden diese denjenigen empfohlen, die vom Rauchen in der klassischen Form Abstand finden wollen. Im Blick behalten werden sollte, dass E-Zigaretten mit ihren in Teilen noch ungenügend erforschten Risiken auch als Einstieg in die Welt des Rauchens dienen können.
Check-up Erfahrungsbericht
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