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Sind diverse Teams erfolgreicher? Ein Leitfaden für Unternehmen

Diversität beginnt somit schon bei der Personalauswahl – und wird im gemeinsamen Miteinander weiterentwickelt. Worauf es dabei ankommt und wieso Diversität ein Erfolgsfaktor sein kann, zeigen Carolin Chung und Julia Hodgson-Kastien in einem Leitfaden auf.

„Das Ganze ist mehr als die Summe seiner Teile“ - dieser Ausdruck trifft auch auf erfolgreiche Teams zu: Durch ein optimales Perspektiven- und Kompetenzspektrum und eine gelingende Zusammenarbeit entstehen im besten Fall nicht nur Synergien, sondern auch exzellente Ergebnisse. Doch wie entsteht ein solches „Dreamteam“? Stichwort Diversität. Denn anders als häufig angenommen ist es nicht nur Einig-, sondern auch Vielseitigkeit, die aus einer Gruppe von Menschen ein funktionierendes Team machen kann. Diversität im Team hilft, um Berührungsängste aufgrund von Unterschieden abzubauen und einen Fokuswechsel von jenen Unterschieden hin zu Gemeinsamkeiten zu erzielen. Allerdings bitte im Schritt - statt im Eiltempo. Denn die Förderung von Vielfalt in Teams ist aufgrund der steigenden Werteheterogenität in der Gesellschaft und dem akuten Fachkräftemangel auf dem Arbeitsmarkt durchaus eine Notwendigkeit – zum echten Erfolgsfaktor wird Diversität allerdings erst dann, wenn sie als fortlaufender Prozess definiert und langfristig gefördert wird. 

Wer zur Party einlädt, sollte auch zum Tanzen auffordern

Beginnen wir mit dem Grundlegenden: Teamdiversität meint das Ausmaß der Streuung von Merkmalen der Mitglieder eines Teams. Dazu gehören nicht nur die offensichtlicheren demografischen Merkmale auf dem sogenannten Surface Level wie Alter, Geschlecht, kulturelle Herkunft und Religionszugehörigkeit, sondern auch Wissen, Kompetenzen, Perspektiven, Werte, Normen und schließlich auch die individuelle Persönlichkeit - Merkmale des sogenannte Deep Levels. Um Diversität im Team zu fördern und sicherzustellen, bedarf es zudem einer inklusiven Umgebung, in der vielfältige Stimmen gehört und geschätzt werden. Folglich gilt es, psychologische Sicherheit zu schaffen oder vereinfacht gesagt Vertrauen aufzubauen. „Stellen Sie sich Diversität als das „Einladen zur Party“ und die Inklusion als das „Auffordern zum Tanzen“ vor. Damit sich alle Partygäste wohlfühlen, muss die Atmosphäre stimmen“, erklärt Julia Hodgson-Kastien, Diplom-Psychologin und Fachleiterin Psychologie bei der ias AG. 

Portrait Julia Hodgson-Kastien, Psychologin ias AG

Damit sich alle Partygäste wohlfühlen, muss die Atmosphäre stimmen.

Julia Hodgson-Kastien

Diplom-Psychologin und Fachleiterin Psychologie

Sind diverse Teams erfolgreicher?

„Nicht per se“, weiß Julia Hodgson-Kastien, „Es kommt viel mehr auf die richtige Balance von Werten, Kompetenzen und Fähigkeiten an. Der Erfolg eines Teams ist außerdem immer auch von der jeweiligen Aufgabe und der Zielsetzung abhängig.“ Homogene Teams können somit ebenso erfolgreich sein. Sie zeichnen sich häufig sogar durch einen stärkeren Zusammenhalt, weniger Fluktuation und ein geringeres Risiko für dysfunktionale Konflikte aus. Diverse Teams hingegen greifen auf unterschiedlicheres Wissen zurück, diskutieren Entscheidungen aufgrund einer Vielzahl an Perspektiven intensiver und sind meist effektiver und kreativer bei der Entwicklung von Ideen. „Wie gut ein Team tatsächlich funktioniert, hängt aber immer auch damit zusammen, wie es geführt wird. Umso wichtiger ist es für Unternehmen, Führungskräften Kompetenzen und Tools an die Hand zu geben, um die für ihr Team passende Teamkultur zu initiieren“, erklärt Julia Hodgson-Kastien. 

Praxis-Check von Carolin Chung, Kompetenzfeldleiterin Psychologie: Maßnahmen zu Förderung von Teamdiversität

Diversität beginnt bereits bei der Personalauswahl. Carolin Chung rät: „Bei der Auswahl der Teammitglieder sollten Führungskräfte auf generelle Teamkompetenzen sowie eine sinnvolle Ergänzung durch fachliche Kompetenz, Erfahrung und Innovationsfreude achten und ihre Teams je nach Aufgabe und Zielsetzung flexibel zusammenstellen. Wenn ähnliche Fähigkeiten erforderlich sind, ist es zielführend, Personen mit unterschiedlichen Leistungsniveaus zusammenzubringen.“ Die Expertin empfiehlt vier mögliche Stellhebel für Unternehmen und Führungskräfte: 

  1. Flexible Teamzusammenstellung

    Für die Zusammenstellung heterogener Teams sollten Unternehmen bereits in Stellenausschreibungen Diversitätskriterien berücksichtigen. Allzu große Lücken in der Merkmalsverteilung, etwa ein sehr junges und ein sehr „alteingesessenes“ Teilteam, sollten vermieden und stattdessen möglichst fließende Übergange geschaffen werden. Führungskräfte können mittels Dialogformaten und Workshops zu interkultureller Kompetenz, Gender- und Altersvielfalt gegenseitiges Verständnis fördern. Teamentwicklungsmaßnahmen helfen diversen Teams Vertrauen aufzubauen und sich effektiv zu organisieren.

  2. Nutzung von Deep Level Diversitätsmerkmalen

    Das Einbeziehen von Deep Level Diversitätsmerkmalen wie Wissen, Kompetenzen, Perspektiven und Werten in die Teamarbeit ist durchaus anspruchsvoll – lohnt sich aber dennoch. So können mit Hilfe von Aufgaben und Stärkenprofilen Teamrollen identifiziert und zugeordnet werden. Im Rahmen von Einzel- und Teamgesprächen können Führungskräfte individuelle Werte und Motivationen herausfiltern. 

  3. Etablierung eines Diversity Managements

    Für die Förderung einer inklusiven Unternehmenskultur bietet sich die Implementierung eines Diversity Managements an. Dieses umfasst verschiedene Aspekte: So sollte der Fokus klar auf sozialen Kompetenzen und Kommunikation liegen. Ebenso hilfreich sind die Definition von Prozessen, die inklusive Entscheidungen ermöglichen, und die Etablierung von Feedbackmechanismen, um Diversität und Inklusion dauerhaft in die interne Kommunikation zu integrieren. Sensibilisierungstrainings zu Themen wie (unbewussten) Vorurteilen oder inklusiver Führung befähigen Führungs- und Fachkräfte zur individuellen, aber auch zur teaminternen Auseinandersetzung mit Vielfalt und Toleranz. 

  4. Förderung von Teamkompetenzen

    Teamkompetenzen sind Kompetenzen, die beschreiben, wie geeignet eine Person ist, um Mitglied eines Teams zu sein und eine gemeinsame Aufgabe zu lösen. Dazu zählen soziale und kommunikative Fähigkeiten, Selbstständigkeit, Intelligenz sowie die sogenannte T-Kompetenz, also die Kombination aus fachlicher Tiefe und Breite. Teamentwicklungsmaßnahmen mit Fokus auf Vielfalt und Kommunikation sowie agile Methoden zur Förderung von aktiver Mitgestaltung sind effektive Maßnahmen, um Teamkompetenzen zu fördern – sowohl in homogenen als auch in diversen Teams. 

Zusammenfassend gilt:

Diversität in Teams kann, muss aber kein Erfolgsfaktor sein. Das Fördern von Vielfalt und Werten wie Toleranz und Empathie sowie die Etablierung einer inklusiven Unternehmenskultur hingegen sind für Unternehmen, die sich erfolgreich am Arbeitsmarkt platzieren wollen, längst schon unerlässlich.

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