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Top 5 Risikofaktoren - Unterschiede zwischen Mann und Frau

Was die häufigsten Risikofaktoren unserer Zeit sind und wie unterschiedlich sich diese bei Frauen und bei Männern auswirken, zeigt Dr. Stefan Assmann, Facharzt für Innere Medizin bei der ias PREVENT Karlsruhe.

Dr. Stefan Assmann

Facharzt für Innere Medizin, ias PREVENT GmbH Karlsruhe

Portrait Dr. Stefan Assmann, ias PREVENT Karlsruhe

Risikofaktoren erhöhen die Wahrscheinlichkeit, bestimmte Krankheiten zu erwerben, wie etwa Herz-Kreislauf-Erkrankungen, deren Folge häufig Herzinfarkt oder Schlaganfall ist. Letztere zählen mit 35,2 % (Quelle Statistisches Bundesamt) zu den häufigsten Todesursachen in Deutschland. Ein Grund, warum sie in der personalisierten Prävention besonders berücksichtigt werden. Risikofaktoren für Herz-Kreislauf-Erkrankungen sind seit langem bekannt und sind in erster Linie:

  • Rauchen
  • Bluthochdruck
  • Zuckerkrankheit (Diabetes) 
  • Stress und
  • Fettstoffwechselstörung.

Weniger bekannt ist, dass es bei diesen Risikofaktoren deutliche geschlechtsspezifische Unterschiede gibt, die häufig noch zu wenig bei der Diagnostik und Therapie von Herz-Kreislauf-Erkrankungen berücksichtigt werden. So sind beispielsweise Bluthochdruck, Rauchen und Diabetes für Frauen noch gefährlicher als für Männer, welche wir hier näher betrachten.

Zellgift Nikotin und Alkohol

Frauen sind biologisch vulnerabler für Nikotin und die Rauchinhaltsstoffe, weshalb sie ein dreifach erhöhtes Herzinfarktrisiko gegenüber nicht rauchenden Frauen haben. Die zusätzliche Einnahme der „Pille“ erhöht das Risiko weiter. Bei rauchenden Männern besteht "nur" ein doppelt so hohes Risiko. Dabei kommt es nicht auf die Anzahl der Zigaretten an. Warum bereits Kleinstmengen nachhaltig schädigend sind, erklärt Dr. Jochen Hansel in "Risikofaktor Rauchen - Männer vs. Frauen".

Dass Frauen ein anderes biologisches Entgiftungssystem als Männer haben, zeigt sich auch darin, dass bei ihnen bereits geringere Alkoholmengen schädigende Wirkung haben. Im Vergleich zu Männern haben Frauen u.a. einen niedrigeren Wasseranteil, sodass es im weiblichen Körper schneller zu einer höheren Alkoholkonzentration kommt und damit zu einer höheren Toxizität. Gleichzeitig produzieren Frauen geringere Mengen des alkoholabbauenden Enzyms als Männer. So ist die gesundheitlich tolerierbare Alkoholmenge bei Frauen nur etwa halb so groß wie bei Männern. 

Bluthochdruck – ein „stiller“ Risikofaktor

Bluthochdruck, auch Hypertonie genannt, gehört zu den größten Volkskrankheiten in Deutschland. Auch hier gibt es geschlechtsspezifische Unterschiede. Eine wichtige Rolle spielt hier das Alter: In jüngeren Jahren ist der Blutdruck bei Frauen in der Regel zwar geringer als bei Männern, er steigt jedoch im weiteren Verlauf stärker und schneller an als bei Männern. Etwa im Alter von 60 Jahren haben die Frauen die Männer „überholt“.

Anlegen einer Blutduckmanschette
Pulswellenanalyse
Shutterstock/Dragon Images

Mehr als 50 % der Frauen hat nach den Wechseljahren Bluthochdruck. Eine Ursache hierfür ist der in den Wechseljahren sinkende Östrogenspiegel im Blut. Das weibliche Geschlechtshormon hält die Blutgefäße vor den Wechseljahren elastisch, wirkt dadurch blutdrucksenkend und schützt vor Herz-Kreislauf-Erkrankungen. Auch ein nur gering erhöhter Blutdruck ist bei Frauen im Vergleich zu Männern mit dem doppelten Risiko einer akuten Herzkranzgefäßerkrankung im mittleren Lebensalter verbunden. Neuere Studien zeigen, dass bei Frauen auch der sogenannte Pulsdruck rascher ansteigt als bei Männern.

Der Pulsdruck ist die Differenz vom systolischen (oberen) und diastolischen (unteren) Blutdruckwert. Dieser ansteigende Pulsdruck zeigt die nachlassende Elastizität der weiblichen Blutgefäße  und damit das höhere Risiko von Frauen für Herz-Kreislauf-Erkrankungen, insbesondere für einen Schlaganfall. Diesen frühen Risikomarker „Gefäßelastizität“ bestimmen wir durch ein spezielles Messverfahren, die Pulswellenanalyse. Dadurch kann ein erhöhtes Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen frühzeitig erkannt und eine entsprechende Behandlung eingeleitet werden. 

Zuckerkrankheit Diabetes

In Deutschland gibt es aktuell mehr als 8,5 Millionen Menschen mit Diabetes. Dies ist ein besonders wichtiger Risikofaktor, der das Auftreten einer Herzkranzgefäßerkrankung bei Frauen stärker fördert als bei Männern. Altersabhängig erhöht er bei Frauen das Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen um das 5-7 fache, bei Männern um das 3 bis 4-fache.

Häufige zusätzliche Faktoren wie Übergewicht, chronische Entzündungen, ungünstige Veränderungen im Blutgerinnungssystem und in der Gefäßfunktion bedingen wahrscheinlich dieses höhere Risiko bei Frauen mit Diabetes. Auch die Frühstadien des Diabetes (Prädiabetes), die bereits mit einem erhöhten Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen einhergehen, unterscheiden sich ebenfalls bei Männern und Frauen. Die Kenntnis dieser geschlechtsspezifischen Unterschiede sind entscheidend, um eine individuelle Prävention zu gewährleisten. Der Gesundheits-Check-up bei ias PREVENT beinhaltet spezielle Untersuchungen des Zuckerstoffwechsels, um eine Zuckerstoffwechselstörung in einem möglichst frühen Stadium zu erkennen. In diesen frühen Stadien lässt sich durch geeignete Maßnahmen die Entwicklung eines Diabetes noch verhindern.

zur Wahl stehen ein Apfel und ein Donut mit bunten Streuseln AdobeStock/Adrian_ilie825

Wir unterstützen unser Klient:innen dabei z.B. durch gezielte Ernährungsberatungen, wobei wir auch mit professionellen Ernährungsberater:innen kooperieren, die Sie dann ggf. längerfristig betreuen können. Die Entwicklung eines Diabetes wird durch Übergewicht und eine bestimmte, bauchbetonte Körperfettverteilung gefördert. Dieses Risiko können wir durch eine apparative Körperfettanalyse identifizieren. Hilfreich für die Ernährungsberatung ist auch die Kenntnis des individuellen Grundumsatzes (des Kalorienverbrauchs in Ruhe) sowie die individuelle Verstoffwechslung von Fetten, Kohlenhydraten und Eiweiß. Dies können wir durch ein spezielles Verfahren messen.

Stress - körperlich und mental

Stress spielt bei Männern und Frauen ebenfalls eine Rolle in der Entstehung von Herzerkrankungen. Das weibliche Herz-Kreislauf-System scheint sensibler auf Stress zu reagieren als das männliche. Ein Beispiel hierfür ist die stressinduzierte Tako-Tsubo-Kardiomyopathie, auch „broken-heart-Syndrom“ genannt. Ausgelöst durch emotionalen Stress, große Trauer oder auch große Freude, kann wohl durch Stresshormone bei bestehender Prädisposition eine lebensgefährliche Notfallsituation verursacht werden, die mit heftigen Brustschmerzen eine mit einem Herzinfarkt vergleichbare Symptomatik hat. 90 % der Patient:innen sind Frauen nach der Menopause. Der Abfall des schützenden Östrogens in den Wechseljahren macht Frauenherzen besonders vulnerabel. Chronischer psychosozialer Stress führt besonders bei Frauen häufig zu Depressionen, die wiederum einen wichtigen Risikofaktor für Herz-Kreislauf-Erkrankungen, insbesondere den Herzinfarkt, darstellen.

Bei Männern sind eher körperliche Anstrengungen mit einer akuten Herzkranzgefäßerkrankung (Angina pectoris, Herzinfarkt) assoziiert. Emotionen können aber auch bei Männern eine solche Erkrankung auslösen. Dies zeigen z.B. Studien, die während der Fußballweltmeisterschaft durchgeführt wurden. Während dieser Zeit stieg die Anzahl der Herzinfarkte bei Männern deutlich an. Eine chronische Stressbelastung kann eine Vielzahl von Organfunktionen beeinträchtigen und verschiedenste Krankheitsbilder hervorrufen.

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