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Die U-Kurve des Glücks

Die Zufriedenheit ändert sich im Laufe des Lebens. Sie verläuft wie eine U-Kurve. In der Kindheit ist sie hoch, nach der Jugend fällt sie und nach der Lebensmitte geht es wieder bergauf. Diana Handel, Health Coach bei ias PREVENT stellt das Zufriedenheitsparadoxon vor.

Körper & Seele

Mann um die 50 Jahre alt und im grünen Jeanshemd

Am 20. März findet der von den Vereinten Nationen ins Leben gerufene Internationale Tag des Glücks statt. Und das aus gutem Grund. Denn Glück ist nicht nur für das Individuum, sondern für die gesamte Gesellschaft ein wichtiger Faktor für Gesundheit, Produktivität und schließlich auch für Erfolg. So bestätigen Expertinnen und Experten: Wer glücklich(er) ist, lebt gesünder und länger. Besonders interessant: Das subjektive Wohlbefinden wird von verschiedenen Indikatoren in unterschiedlichen Lebensphasen beeinflusst. Wir werfen einen genaueren Blick auf das sogenannte Zufriedenheitsparadoxon.

Glücklich sein ist wie eine Achterbahnfahrt. Was sich zunächst seltsam anhört, schließlich vergleichen wir hierbei das wohlige Gefühl von Zufriedenheit und Gelassenheit mit dem von Adrenalin begleiteten Auf und Ab in einer Achterbahn, macht im Hinblick auf das große Ganze ziemlich viel Sinn. So haben Forscherinnen und Forscher ermittelt: Lebenszufriedenheit und Glück folgen der sogenannten U-Kurve. Folglich empfinden wir in jüngeren Jahren mehr Zufriedenheit, erreichen etwa mit Mitte Vierzig einen Tiefpunkt und werden anschließend wieder glücklicher. Eine Erklärung für den kurvenreichen Glücksverlauf liefert Tobias Esch, Universitätsprofessor, Mediziner und Wissenschaftler, mit dem von ihm entwickelten Modell des Zufriedenheitsparadoxons.

Ältere Menschen sind oftmals glücklicher

Das Zufriedenheitsparadoxon überrascht zunächst mit der Erkenntnis, dass das Älterwerden ein wichtiger Treiber für die Empfindung von Glück ist. Ältere Menschen sind oftmals glücklicher als junge Menschen. An diesem Punkt kommen wir erneut auf die Achterbahnfahrt zu sprechen. Denn ebenso wie diese verläuft auch das Leben in teils waghalsigen Kurven. Während das Kindes- und Jugendalter von Neugierde, viel Begeisterung sowie im besten Fall von Sicherheit geprägt und somit eine Phase hoher Zufriedenheit ist, folgt ab etwa Mitte 20 die erste Abfahrt. Berufliche Ziele, Beziehungen, die Familienplanung, ein Eigenheim, eventuell pflegebedürftige Angehörige - bis etwa Mitte 40 sehen sich viele Menschen großen Herausforderungen und einigen Tief- aber ebenso aufregenden Höhepunkten gegenübergestellt. Das subjektive Wohlbefinden schwankt. Ab ungefähr 50 Jahren nimmt die persönliche Zufriedenheit tendenziell wieder zu – paradoxerweise auch dann, wenn ab einem gewissen Zeitpunkt Altersbeschwerden auftreten. Der Grund: Glück und Zufriedenheit reifen in dieser Lebensphase zu einer beständigen Empfindung heran. Viele Ziele und Wünsche sind erreicht und verwirklicht – es ist an der Zeit, das Leben zu genießen. Statistiken zeigen, dass sich dieses Gefühl erst kurz vor dem Tod wieder ändert.

Wer Situationen so, wie sie sind, aber auch sich selbst akzeptiert, kann Unzufriedenheit als Motor für einen neuen Kurs in Richtung Veränderung nutzen.

Diana Handel

Health Coach, ias PREVENT

Negative Gefühle beeinflussen die Gesundheit

Was aber passiert, wenn das Gegenteil eintritt und Unzufriedenheit zu einem dauerhaften Lebensbegleiter wird - auch über Phasen, in denen Menschen unterschiedlichen Alters mit Tiefpunkten konfrontiert sind, hinaus? Die Kehrseite von Glück ist Unzufriedenheit. "Lassen wir diese ungefiltert zu, kann sie uns krank machen. Denn negative Gefühle wie Missgunst, Neid, Gier oder eben Unzufriedenheit setzen Stresshormone frei, die die Gesundheit beeinflussen und jede Menge Energie kosten. Glückshormone hingegen haben nachweislich einen gesundheitsfördernden Effekt. Expertinnen und Experten raten daher zu Akzeptanz. Wer Situationen so, wie sie sind, aber auch sich selbst akzeptiert, kann Unzufriedenheit als Motor für einen neuen Kurs in Richtung Veränderung nutzen," erklärt Diana Handel, Health Coach bei ias PREVENT. Indem wir aktiv Einfluss nehmen und negative Empfindungen durch positive Bewertungen ersetzen, steigern wir unsere Selbstzufriedenheit. Besonders glücksfördernd sind übrigens Gefühle wie Dankbarkeit und Begeisterung – sie können Freude bis hin zu Euphorie auslösen und sind somit wichtige Multiplikatoren, die Neurowissenschaftler als „Doping fürs Gehirn“ bezeichnet.

Die gute Nachricht:

Glücklichsein ist zwar immer auch Typsache, lässt sich aber erlernen. Denn wer das Glückshormon Dopamin schneller ausstößt oder es langsamer wieder abbaut, empfindet Glück schneller beziehungsweise länger. Weitere Faktoren wie persönliche Ressourcen, die individuelle Resilienz, der Bildungsgrad, das Einkommen und die eigene Definition von Glück bedingen das jeweilige Wohlbefinden allerdings ebenfalls. Und auch, wenn die Fähigkeit, Glück zu empfinden, teilweise genetisch veranlagt ist, so steckt letztendlich ebenso viel Wahrheit in einer altbekannten Redewendung: Jeder ist seines Glückes Schmied.

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