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Gute Reise

Stress geht, Infektion kommt: Statt sich von der Arbeit zu erholen, werden viele Menschen im Urlaub krank. Das Gute ist: Man kann vorbeugen. Tipps für eine entspannte und erholsame Reise

Reisemedizin

Manche Menschen haut es gleich in den ersten Urlaubstagen um.  „Leisure Sickness“ nennen Wissenschaftler dieses Phänomen, auf Deutsch „Freizeit-Krankheit“. „Meistens ist Stress vor der Abreise Schuld daran“, sagt Dr. Ute Schwarz, Fachärztin für Arbeitsmedizin und Tropenmedizin bei der ias. Unter Stress sind die Reserven bis zum Schluss aktiviert. Der Körper schützt sich mit dem Stresshormon Cortisol, das vorübergehend entzündungshemmend wirkt. Lässt der Druck nach, ist auch die Abgabe des Hormons verringert und wir werden anfälliger für Infektionen. Das Gute ist: Man kann vorbeugen.

„Ich empfehle, zwischen letztem Arbeitstag und Reiseantritt mindestens ein bis zwei Tage  Pause einzulegen, um allmählich in einen Urlaubsrhythmus zu gleiten.“ Der Weg ist das Ziel, so heißt es ja oft. Das klingt zwar gut. Menschen, die unter Reiseübelkeit leiden, sehen das anders. Schwindelattacken und ein flauer Magen bei langen Bus- und Autofahrten, auf Schiffsreisen oder bei Flügen lassen sich mit Tabletten, Zäpfchen, Lutschtabletten und Kaugummis bekämpfen, die den Wirkstoff Dimenhydrinat enthalten. Bei hoher Dosierung kann es jedoch zu Nebenwirkungen wie z. B. Müdigkeit kommen.

Reisemedizinerin Ute Schwarz empfiehlt daher, in leichten Fällen die Wirkung des Ingwers auszuprobieren, den man als Tee trinken, roh kauen oder auch in Kapselform zu sich nehmen kann. Flugreisen schlauchen ganz besonders. Langes Sitzen ist ohnehin schon ungesund. Einmal stündlich aufstehen, um sich auf dem Gang die Beine zu vertreten, stärkt die Durchblutung und hilft, Thrombosen vorzubeugen. Fuß- und Beingymnastik im Sitzen tun ebenfalls gut. Ist man endlich am Urlaubsort angekommen, bringt der Jetlag den gewohnten Schlaf- und Tagesrhythmus durcheinander. Melatonintabletten versprechen Hilfe, Ute Schwarz kann sie nicht unbedingt empfehlen. „Am besten passt man sich sofort dem Rhythmus des Gastlandes an und geht viel an die frische Luft, Tageslicht hilft gegen Jetlag.“ Wird die Müdigkeit zu groß, sollten nicht mehr als 20 Minuten Schlaf eingeschoben werden.

„Am besten passt man sich sofort dem Rhythmus des Gastlandes an.“

Dr. Ute Schwarz

Fachärztin für Arbeits- und Tropenmedizin

Besuch im Tropeninstitut

Steht eine Fernreise bevor, empfiehlt die Reisemedizinerin sechs bis acht Wochen vor der Abreise einen Besuch im Tropeninstitut oder bei einem niedergelassenen Tropenmediziner. Dort weiß man, welche Impfungen für welches Urlaubsland erforderlich sind und welche Malaria- Prophylaxe empfehlenswert ist. Reisemediziner haben Informationen über Verbreitungsgebiete, kennen die Krankheitsgefahren vor Ort und informieren über gefährliche Kriechtiere. „Ich rate Fernreisenden immer dazu, eine Reiseapotheke für Notfälle mitzunehmen.

In vielen Ländern kursieren Medikamentenfälschungen, die nicht die richtigen Wirkstoffe enthalten.“ Das Wichtigste auf Reisen – besonders an tropischen Orten – ist Hygiene. Für Lebensmittel gibt es die altbekannte Regel „Cook it, peel it, boil it or forget it“. Das bedeutet, rohe oder nicht durchgegarte Nahrungsmittel sind zu meiden, das trifft vor allem auf Fleisch, Fisch und Eier speisen zu. Vorsicht ist an den Garküchen, Marktständen und Streetfood-Buden geboten – duftet es auch noch so verlockend. Obst sollte vor dem Verzehr gewaschen und geschält werden. „Achten Sie aber auch auf ausreichenden Sonnen- und Insektenschutz“, sagt die Expertin. Lichtschutzfaktor 30 sollte es mindestens sein. „Erst den Sonnenschutz und dann den Insektenschutz auftragen!“ Lockt die süße Sonnencreme Insekten an, sind die übercremten Mückenmittel wirkungslos.

Erholt nach Hause kommen

Hautausschlag, Fieber, Durchfall. So manch einen hat es auf der Fernreise doch erwischt. Um eine mögliche Malaria oder unwillkommene Parasiten zu beseitigen, sollten Symptome nach der Rückkehr abgeklärt werden. Dazu gehören Fieber über 38?C und anhaltende Durchfälle, aber auch auffällige Hauterscheinungen. Nach längeren Auslandsreisen sollte man sich auch ohne Symptome nachuntersuchen lassen. Grundsätzlich gilt: Nach Möglichkeit sollte man einen freien Tag zwischen Urlaub und erstem Arbeitstag einplanen. Dann hat sich der Jetlag beruhigt – und die Wäsche ist auch wieder sauber.

Checkliste für die Reiseapotheke

Checkliste für die Reiseapotheke
Checkliste für die Reiseapotheke
shutterstock/Vector A
  1. Fieber & Schmerzen

    Fieberthermometer, Paracetamol oder Ibu profen, kein Aspirin! Der blutverdünnende Wirkstoff ASS kann die Folgen tropischer Infektionen verschlimmern.

     

  2. Verletzungen

    Wundinfektionsmittel, sterile Wundkompressen, Mullbinden, elastische Binden, Klebeband, Schere, Splitterpinzette

  3. Magen & Darm

    Wirkstoffe gegen Verdauungsbeschwerden wie Sodbrennen oder Verstopfung. Elektrolyt-Glukose- Präparate bei Erbrechen oder Durchfall

  4. Insektenstiche

    Präparate mit dem Wirkstoff Diethyltoluamid (DEET) schützen gegen Insektenstiche. Antihistaminsalbe wie Fenistil Gel lindert den Juckreiz.

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