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Stressreaktion liegt in den Genen

Stress ist ein allgegenwärtiges Phänomen in unserem hektischen Alltag. Es ist jedoch wichtig, zwischen akutem und chronischem Stress zu unterscheiden. Dr. med. Kira Kubenz erklärt, wie den Auswirkungen von Stress entgegengesteuert werden kann.

Prävention

Unsere Gene beeinflussen, wer wir sind. Jedoch spielt auch unser Lebensstil eine entscheidende Rolle dabei, welche Gene aktiviert oder deaktiviert werden. Durch Stressmanagement, gesunde Ernährung, regelmäßige Bewegung und mentale Gesundheit wird die Aktivität der Gene beeinflusst. Bewusste Entscheidungen in diesen Bereichen reduzieren oder erhöhen das Risiko für stressbedingte Krankheiten.

Stress verstehen: Was sind Auslöser und wie er uns beeinflusst

Während unser gesunder Körper in der Regel gut mit akutem Stress umgeht, kann chronischer Stress schwerwiegende Folgen haben. Auslöser einer akuten Stressreaktion können Traumata sein, wie Krankheit, Verlust eines Angehörigen, aber auch kurzzeitige Arbeitsüberlastung, übertriebener Sport oder ein Infekt. Wenn der Stress dauerhaft anhält, reguliert sich das Immunsystem herunter und wirkt sich auf die Sexual- und Stresshormonregulierung aus. Je nach genetischer Disposition reichen die Auswirkungen von einer schweren körperlichen und psychischen Erschöpfung bis zu einer depressiven Verstimmung.

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Sind spezielle Gene besonders relevant für die Stressreaktion?

Die Enzyme COMT (Catechol-O-Methyltransferase) und MAOA (Monoaminooxidase A) bauen gemeinsam unser Stresshormon Adrenalin ab. Je nach Geschwindigkeit des Abbaus beeinflussen sie die Dauer einer Stressreaktion. Neben diesen Enzymen gibt es eine Vielzahl von wichtigen Genen sowie Rezeptoren und Transportproteine der Botenstoffe (Neurotransmitter). Besonders wichtig ist in diesem Zusammenhang der Einfluss von Entzündungen. Chronischer Stress führt zu einer stillen Infektion, sogenannte "silent inflammation", die das für unseren Serotoninaufbau so wichtige Tryptophan entzieht. Ein Grund, warum chronisch entzündliche Erkrankungen oft mit schwerer Erschöpfung, der Fatigue, verbunden sind. Lesen Sie mehr zur Prävention mit Weitblick.

Gibt es biologisch (genetisch) bedingt Unterschiede in der Stressreaktion von Frauen und Männern?

Prinzipiell haben Männer und Frauen dieselben Hormone. Allerdings unterscheiden sie sich in der Menge und der Orchestrierung. Die Art und Weise, wie sie freigesetzt und koordiniert werden, kann variieren und führt zu geschlechtsspezifischen Unterschieden in der Physiologie. Die Auswirkungen der geschlechtsspezifischen Ausstattung sind komplex und umfassen die Geschlechtschromosomen, die Hormonlage und andere biologische Faktoren. Unterschiede zwischen Männern und Frauen in Bezug auf Hormone, Stressbewältigung und Immunabwehrmechanismen werden sowohl biologisch als auch durch soziale Faktoren beeinflusst. Einige Reaktionsmuster im Umgang mit Stress sind durch Erziehung und gesellschaftliche Anforderungen zumindest mit beeinflusst, was unter dem Begriff Gender zusammengefasst wird.

Welche Auswirkungen hat chronischer Stress auf unsere Gesundheit?

Chronischer Stress hat zur Folge, dass wichtige Systeme im Körper herunterreguliert werden. In stressigen Situationen sind wir darauf ausgerichtet, entweder zu kämpfen oder zu fliehen. Dieser Zustand beansprucht erhebliche Energie, während das Immunsystem durch das erhöhte Cortisol gedrosselt wird. Das Ungleichgewicht der Neurotransmitter kann Depressionen und vermehrte Ängstlichkeit hervorrufen sowie zu ungesundem Essverhalten und Gewichtszunahme führen. Je nach genetischer Veranlagung können Krankheiten wie koronare Herzkrankheit, Demenz oder Entzündungen begünstigt werden. Darüber hinaus treten unter Stress häufiger Erkrankungen wie Gürtelrose oder Lippenherpes auf.

Wir alle wollen gesund alt werden. Prävention wird daher in unserer Gesellschaft immer wichtiger. Eine individuelle Genanalyse kann Sie dabei unterstützen.

Dr. med. Kira Kubenz MSc*

Spezialistin für prädiktive Genanalysen und personalisierte Präventionsmedizin

Welche Rolle spielt die prädiktive Gendiagnostik für die individuelle Gesundheitsvorsorge zur Vermeidung von Stresserkrankungen?

Die prädiktive Gendiagnostik bietet die Möglichkeit, einen tieferen Einblick in die individuelle genetische Veranlagung zu erhalten und die Reaktionsmuster besser zu verstehen. Dies ermöglicht den Abbau der Stresshormone zu steuern, den Aufbau von Dopamin und Serotonin zu erhöhen und den Schlaf zu optimieren. Die Genetik ermöglicht keine Diagnose, sondern die Möglichkeit, auf genetische Varianten mit der optimalen Therapie zu reagieren. Dies ist besonders wichtig bei der Einnahme von Psychopharmaka. Durch die Berücksichtigung genetischer Faktoren kann mit den Klient:innen gemeinsam das geeignete Medikament ausgewählt werden, um mögliche Nebenwirkungen zu vermeiden.

Wie können die gewonnenen Erkenntnisse zur Stressreaktion im Alltag genutzt werden?

Die durch prädiktive Gendiagnostik gewonnenen Erkenntnisse ermöglichen die Entwicklung personalisierter Konzepte für den Umgang mit Stress und die Bewältigung von Entzündungen. Individualisierte Empfehlungen berücksichtigen die Einbindung von Sport, Ernährung, Stressmanagement  und Schlafhygiene. Ergänzend wird berücksichtigt, ob eine Einnahme von Nahrungsergänzungsmitteln und Mikronährstoffen sinnvoll sein kann. Wir unterstützen Sie darin, Ihren Stress nicht zu einer Krankheit werden zu lassen.

*Seit 1999 niedergelassene Ärztin in Hamburg, Mitglied des Beirats der GSAAM (Deutsche Gesellschaft für Anti-Aging-Medizin), 2012-2015 wissenschaftliche Leiterin des Masterstudiengangs für Präventionsmedizin an der Dresden International University (DIU)

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