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Schichtarbeit: Was Arbeitsmediziner raten

Ob im Krankenhaus oder bei öffentlichen Verkehrsbetrieben – jeder sechste Erwerbstätige in Deutschland arbeitet regelmäßig im Schichtsystem. Arbeitgeber können helfen, die daraus resultierenden körperlichen wie psychischen Belastungen möglichst gering zu halten.

Arbeitsmedizin

Grafische Darstellung von Uhren

Heute bestellt – morgen geliefert. Online-Händler überbieten sich mit immer neuen Serviceversprechen. Doch was in der virtuellen Welt praktisch erscheint, hat auch eine Kehrseite. Denn in der realen Welt müssen Angestellte in Logistik- und Transportunternehmen für die besonders schnelle Lieferung noch mehr Nachtschichten einlegen, als es in der Branche ohnehin schon üblich ist. Digitalisierung und Globalisierung haben einen Anteil daran, dass weltweit immer mehr Menschen dann arbeiten, wenn andere schlafen. In vielen Bereichen sind Arbeitszeiten jenseits von nine to five traditionell gängige Praxis: Für Mitarbeiter bei Verkehrsverbünden, Taxibetrieben, in Krankenhäusern und Pflegeeinrichtungen, im Polizei- und Rettungsdienst sowie improduzierenden Gewerbe ist Schichtarbeit Alltag – genauso wie die negativen Auswirkungen, die ein Leben gegen den inneren Rhythmus haben kann. Schichtarbeiter sind besonders häufig von Schlafstörungen, Dauererschöpfung, Rückenbeschwerden, Herz-Kreislauf- oder auch Magen-Darm-Erkrankungen betroffen. „Die Körperfunktionen sind auf einen relativ festen Rhythmus von Tag und Nacht programmiert. Abends und nachts läuft der Stoffwechsel auf Sparflamme. Späte oder nächtliche Mahlzeiten belasten den Magen-Darm-Trakt daher schnell“, sagt ias-Arbeitsmedizinerin Alexandra Keinert.

    Unregelmäßiger Wechseldienst führt zu Schlafstörungen.

    Alexandra Keinert

    Arbeitsmedizinerin bei der ias-Gruppe

    Arbeiten im Dauerjetlag

    Wer außerhalb des Biorhythmus arbeitet und lebt, leidet vermehrt unter Schlafstörungen. Daraus resultierende Schlafdefizite führen wiederum zu Konzentrationsschwierigkeiten und geringerer Belastbarkeit. Die Fehleranfälligkeit und das Unfallrisiko steigen, die Arbeitsqualität leidet. Dies strapaziert zusätzlich die familiären und sozialen Beziehungen.

    „Unausgeschlafene Beschäftigte sind für einen Verkehrsbetrieb ein mögliches Sicherheitsrisiko und verursachen zudem Arbeitsausfalltage“, sagt Alexandra Keinert. Die Arbeitsmedizinerin berät insbesondere Verkehrsunternehmen und kennt die Folgen des Dauerjetlags genau: „ Gerade bei langjährigen Schichtarbeitern können wir weitere Folgebeschwerden oder gar Erkrankungen beobachten. Unter den jüngeren Schichtarbeitern sind die Beschwerden zwar weniger verbreitet, betroffen sind dennoch bedenklich viele.“

    Doch wie können Mitarbeiter inklusive ihrem sozialen Umfeld auf die Belastungen der Schichtarbeit reagieren? Die ias-Arbeitsmediziner entwickeln dazu auf das jeweilige Unternehmen zugeschnittene Verhaltensempfehlungen. Susann Helfrich, Leiterin des Kompetenzfelds Arbeitspsychologie in der ias-Gruppe, rät Arbeitgebern unter anderem, möglichst verträgliche Schichtarbeitsplanungen vorzunehmen. „Im Rahmen der betrieblichen Möglichkeiten sollten diese so weit wie möglich die individuellen Bedürfnisse der Beschäftigten berücksichtigen.“ In welchem Maße Mitarbeiter belastet sind, lässt sich mit der Beurteilung psychischer Gefährdung erfassen.

    Fakt ist und bleibt: Wer nachts arbeiten muss, arbeitet gegen den eigenen Biorhythmus. „Das ändert kein noch so optimaler Schichtplan“, sagt Helfrich. Konkrete Maßnahmen für die Schichtbelasteten Beschäftigten seien daher oberstes Gebot. 

    Was Arbeitgeber tun können

    1. Schichtsysteme einführen, die sich am Biorhythmus orientieren

    2. „Vorwärtsrollieren“ statt Dauernachtschichten, also von Früh- auf Spät- auf Nachtschicht

    3. Nicht mehr als zwei bis drei Nachtschichten am Stück

    4. Die Themen Schlaf und Entspannung im Betrieblichen Gesundheitsmanagement verankern

    5. Ruhepausen während der Dienstzeit einräumen

    6. Ergonomische Ruheräume zur Verfügung stellen

    7. Angebote für gesunde, leichte Ernährung schaffen (gerade für Nachtarbeiter)

    8. Angebote der Betrieblichen Gesundheitsförderung zeitlich an den Beginn oder das Ende der Dienstzeit stellen, damit Schichtarbeiter sie nutzen können

    Die ias-Experten für Arbeitsmedizin, Arbeitspsychologie und Arbeitssicherheit unterstützen Sie bei diesen Themen und geben Ihnen weitere individuelle Empfehlungen.

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