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Neues Gefahrstoffmanagement: Praxisbericht S-Bahn Hamburg

Die Instandhaltung der S-Bahn Hamburg geht gemeinsam mit der ias-Gruppe neue Wege im Gefahrstoffmanagement.

PRAXISREPORT

Gefahrstoffmanagement, Sicherheit, Arbeit, Schutz, Beratung, Betreuung, Beispiel, Erfahrungsbereicht

Die Mitarbeiter der S-Bahn Hamburg sorgen im Werk in Ohlsdorf dafür, dass die Züge in der Hansestadt störungsfrei rollen. Der Umgang mit Gefahrstoffen gehört hier zum Alltag. Ob in der Motorenwerkstatt, der Sattlerei oder der Lackiererei – in nahezu allen Tätigkeitsbereichen werden Betriebsstoffe genutzt, die ein chemisches Gefährdungspotenzial aufweisen können. Im Falle der S-Bahn betrifft das immerhin rund 230 Gefahrstoffe in etwa 500 Anwendungen.

Ein neuer Ansatz

Damit dabei kein Mitarbeiter zu Schaden kommt, haben die Fachkräfte für Arbeitssicherheit der ias mit Unterstützung durch die Sicherheitsfachkraft der S-Bahn stoffbezogene Gefährdungsbeurteilungen nach Gefahrstoffverordnung und Konzernrichtlinie erstellt. Hierfür gab es verschiedene Anforderungen: Die Informationen zu den gefahrstoffhaltigen Produkten und Verfahren mussten ergänzt werden. Darüber hinaus müssen laut der Konzernrichtlinie der Deutschen Bahn die Vorgesetzten auch festhalten, mit welchen Einwirkungen zu rechnen ist und welche Schutzmaßnahmen zu treffen sind.

    Gemeinsam mit der ias-Gruppe wurde das Gefahrstoffmanagement auf neue Beine gestellt. „Ziel unseres Projektes war es, eine rechtskonforme und einheitliche Datenbasis zu schaffen und gleichzeitig die verantwortlichen Führungskräfte zu befähigen, das Gefahrstoffmanagement zukünftig selbst umzusetzen“, berichtet Ulrich Schmidt, Leiter des Projektes bei der S-Bahn Hamburg.

    Starke Teamleistung

    Dabei entschied sich das Unternehmen bewusst für einen neuen Weg: Statt zentral einen verantwortlichen Gefahrstoffmanager für das Werk zu etablieren, soll die Zuständigkeit sowie die Dokumentationspflicht jeweils bei den Personen liegen, die die Gefahrstoffe in ihrem Bereich einsetzen. „Dadurch sichern wir, dass die Führungskräfte vor dem Einkauf neuer Stoffe prüfen: Gibt es im Werk bereits einen vergleichbaren Betriebsstoff, den ich nutzen könnte? Falls ja, ist der Dokumentationsaufwand deutlich geringer als bei der Neueinführung eines weiteren Stoffs“, so Schmidt.

    In dem zweijährigen Projekt wurden unter Anleitung der ias-Experten Ursula Trolda (Sicherheitsingenieurin) und Dr. Iring Ellebrecht (Betriebsarzt) gemeinsam mit dem Projektteam der S-Bahn eine Gefahrstoffdatenbank erstellt sowie alle genutzten Betriebsstoffe erfasst und deren Sicherheitsdatenblätter auf Aktualität geprüft. Auf die Beschreibung aller Tätigkeiten und Anwendungen mit Gefahrstoffrelevanz folgten die Erstellung von Gefährdungsbeurteilungen und die toxikologische Bewertung sowie die Ableitung der erforderlichen Schutzmaßnahmen und arbeitsmedizinischen Vorsorge.

      Drei Fragen an...

      Ulrich Schmidt,  Projektleiter Gefahrstoffmanagement,  S-Bahn Hamburg

      Was sind Ihre Erfolgsfaktoren für diesen Neustart im Bereich Gefahrstoffmanagement?
      Das Management muss die Entscheidung mittragen. Ob die Verlagerung der Verantwortung auf mehrere Schultern gut gelingt, hat sehr viel mit der persönlichen Motivation der Einzelnen zu tun. Unsere Maxime war es, Betroffene zu Beteiligten zu machen und die zuständigen Führungskräfte auf dem Weg mitzunehmen. Wer einmal bei der Einführung eines Betriebsstoffs von der Vorarbeit der Kollegen profitiert hat, ist auch eher bereit, seinen Beitrag zugunsten des Gesamtsystems zu leisten.

      Welche Vorteile hat die Dezentralisierung der Gefahrstoffverantwortung?
      Einen neuen Stoff im Gefahrstoffkataster einzuführen, ist aufwändig. Wenn diese Aufgabe vom Bedarfsträger selbst ausgeführt werden muss, ist die Motivation, auf ein schon verwendetes Produkt zurückzugreifen, hoch. Dadurch können wir unseren Bestand an verwendeten Produkten reduzieren und auch im Einkauf effektiver handeln.

      Wie haben Sie die nötigen Kompetenzen aufgebaut?
      Viele unserer Führungskräfte nahmen an einem Gefahrstoffseminar der Unfallversicherung teil. Darüber hinaus wurden sie von den ias-Fachleuten Schritt für Schritt befähigt, ihre Verantwortung im Umgang mit Gefahrstoffen auszuüben, beispielsweise Gefährdungsbeurteilungen zu erstellen und Sicherheitsdatenblätter zu prüfen. Die ias hat hier Hilfe zur Selbsthilfe geleistet, damit wir das Thema zukünftig mit den eigenen Führungskräften managen können.

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